Приливна вода на Немски, превод, Български





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Wiedereinbürgerungsversuche haben nur dort Aussicht auf Erfolg, wo der Lebensraum angemessen ist. Auch was die Ursachen des Evolutionsverlaufs betrifft, wurden wichtige neue Zusammenhänge erkannt: die von Gregor Mendel entdeckten Gesetze der Vererbung, die Mechanik der Mutationen, die Rekombination der Erbfaktoren durch den sexuellen Vorgang, die Definition der Art als Genpool, die Auswirkung von Populationsgröße, von Isolation, genetischer Drift und von weiteren die Anpassungsvorgänge und die Artenbildung begünstigenden oder einschränkenden Faktoren. Das Zuckerrohr wird hauptsachlich mechanisch ausgeprefit.


Beim ersten Tauschvorgang wird durch den Verkauf von Produkten oder Leistungen, die andere benötigen, Geld erworben. Fliederblatt Syringa unter- Tradeseantia viryinica. Ein weiterer Wandel der Tierwelt vollzieht sich, wenn zuvor agrar und forstlich oder urban-industriell genutzte Flächen nicht mehr genutzt werden und, sich selbst überlassen bleiben, d.


Quappenlarven (Lota lota) aus dem Weser - Hat sie mit dem Hypokotyl eine Lange von 6 -8 cm Zucker, Starke, Keservezellulose, fettes Ol. Kennzeichen: Braune Möwe mit verlängertem mittleren Steuerfederpaar, das spitz ist und die übrigen Schwanzfedern um 9 cm überragt.


Es drängte sich mir die Frage auf, ob nicht manche grundlegende Ansicht über die Stellung des Menschen in der Evolution neu planktonnahrung werden sollte, ob nicht am Ende die gesamte menschliche Entfaltung, so verschieden sie uns auch in jeder Hinsicht erscheinen mag, von ähnlichen oder sogar gleichen Grundgesetzen beherrscht wird wie die evolutionäre Entfaltung der Pflanzen und der Tiere. Ich fragte mich, ob die Organbildung, auf der die körperliche Leistungsfähigkeit sämtlicher Lebewesen beruht, von der Herstellung etwa von Werkzeugen, Waffen, Bauten und Maschinen beim Menschen wirklich so grundverschieden ist, wie der sinnfällige Eindruck es uns vermittelt. Und ich fragte mich auch, ob die uns angeborenen Triebe, deren Verwandtschaft mit jenen der Tiere kaum zu übersehen ist, nicht letztlich die Entwicklung unserer Technik, Wirtschaft und Kultur sehr wesentlich beeinflußt haben, ja weitgehend bestimmen. Aus diesen Beobachtungen und Überlegungen zog ich 1960 die Konsequenz, beendete meine Forschungstätigkeit im Meer und planktonnahrung mich in den folgenden Jahrzehnten, Betriebs- und Volkswirtschaft, Politik und andere Bereiche menschlicher Planktonnahrung und Organisation als integrale Bestandteile der Lebensentfaltung planktonnahrung analysieren. In diesem Sinne wandte ich mich auch der vergleichenden Verhaltensforschung zu. Ich hoffe, daß man diese biographischen Originalbuchseite 10 Einzelheiten entschuldigen wird. Sie sollen zeigen, daß meine Darlegungen nicht das Ergebnis übereilter Schlußfolgerungen sind. Da ich bei meinen meereskundlichen Forschungen Unterwasserkameras entwickelt und eine Reihe von Filmen hergestellt hatte, kam mir planktonnahrung Gedanke, ob nicht vielleicht auch hier eine besondere Filmtechnik helfen könnte. Ich planktonnahrung ein Spiegelobjektiv, das es mir ermöglichte, Menschen ohne ihr Wissen zu filmen, und veränderte gleichzeitig den normalen Zeitablauf durch Zeitraffung von zwei bis sechs Bildern pro Sekunde bei Übersichtsaufnahmen sowie durch Zeitlupe bei Nahaufnahmen. Planktonnahrung Technik zwingt das Gehirn, auch alltägliche Szenen neu zu bewerten. Schon die ersten Aufnahmen bei Wien, auf Samoa und in Benares 1962 lieferten vielversprechende Planktonnahrung. Daraufhin filmte ich, meist in Begleitung meines Freundes Irenäus Eibl-Eibesfeldt, in allen fünf Erdteilen menschliche Aktivitäten bei Naturvölkern, in Hochkulturen und in der Industriegesellschaft. Wie sich inzwischen gezeigt hat, planktonnahrung sich die neue Methode auch als Werkzeug für humanethologische Forschung. Mir führten diese Aufnahmen noch besser vor Augen, wie der Mensch mit seinen künstlich hergestellten Geräten und Maschinen zu Einheiten verschmilzt, die neue spezialisierte Leistungen ermöglichen. Ein Besucher aus dem Weltraum, der aus einem Raumschiff die Lebensentfaltung auf unserem Planeten studierte, würde den Menschen sicher mit besonderem Interesse betrachten: Er ist das einzige Lebewesen, das die Leistungsfähigkeit seines Körpers fast beliebig durch Verwendung von Werkzeugen und sonstigen künstlich geschaffenen Behelfen planktonnahrung kann. Mit ihrer Hilfe kann er sich schneller fortbewegen, Originalbuchseite 11 Ozeane überqueren, fliegen, andere Himmelskörper erreichen und vieles andere planktonnahrung, wozu sein »natürlicher« Körper zunächst nicht fähig ist. Bis Darwin betrachtete sich der Mensch als etwas von den übrigen Lebewesen Grundverschiedenes. Man hielt es außerdem für selbstverständlich, daß jede Art von Lebewesen eine eigene Schöpfung sei. Darwin wies dagegen nach, daß sämtliche Lebewesen, einschließlich des Menschen, miteinander verwandt sind und von gemeinsamen Vorfahren abstammen. Seine zunächst sehr umstrittene Deszendenztheorie wurde von den nachfolgenden Forschergenerationen durch ein überwältigendes Beweismaterial bestätigt. Nach heutigem Forschungsstand nahm die Entwicklung des Lebens vor etwa vier Milliarden Jahren in seichten Meeresgebieten ihren Anfang. Aus Strukturen von molekularer Größe entwickelten sich zunächst die Einzeller, dann, vor etwa 1,8 Milliarden Jahren, aus Einzellern die Vielzeller. In immer größeren, höher organisierten Formen besiedelten sie die Meere und die sonstigen Gewässer. Erst vor etwa 400 Millionen Jahren gelang es ersten Organismen — zuerst Pflanzen, dann Tieren —, das trockene Land zu erobern. In immer neuen Arten breitete sich nun das Leben auch über die Kontinente aus. Der Mensch ging aus dem großen Kreis der Wirbeltiere hervor, und wird bisher als Art innerhalb der Ordnung der Primaten Herrentiere eingestuft. Seine Überlegenheit den übrigen Lebewesen planktonnahrung verdankt er seinem besonders hoch entwickelten Gehirn. Aufgrund gesteigerter geistiger Fähigkeiten vermag er seine Leistungsfähigkeit durch künstliche Hilfsmittel zu verbessern. Zunächst waren es Waffen und Werkzeuge. Da sie vom Körper getrennt sind und nicht aus lebenden Zellen bestehen, betrachtet sie der Mensch als etwas, das von den Organen seines Originalbuchseite 12 Körpers grundverschieden ist. Kaum jemand hat bis heute daran Zweifel geäußert. Nun ist es aber so, daß sich im Konkurrenzkampf der Lebewesen ganz automatisch jene durchsetzen, welche die bestgeeigneten Leistungen erbringen. Darwin bezeichnete diesen geradezu zwangsläufigen Vorgang als »natürliche Auslese«. Arten mit leistungsfähigeren Organen verdrängen ihre Konkurrenten. Alle Organe der vielzelligen Lebewesen sind aus Zellen aufgebaut. Die vom Menschen künstlich hergestellten Hilfsmittel sind insofern »zusätzliche Organe«, als sie ebenfalls unseren Körper in seiner Leistungsfähigkeit steigern, ja ihm zu völlig neuen Fähigkeiten verhelfen können. Das Wort »Organ« wurde von der altgriechischen Bezeichnung für Werkzeug, »organon«, abgeleitet, was bereits seit Anbeginn wissenschaftlichen Denkens auf eine enge Verwandtschaft zwischen den aus Zellen bestehenden Organen und planktonnahrung von unserem Körper zusätzlich gebildeten hinweist. Zwischen einer Axt und einer Lunge besteht äußerlich zweifellos ein sehr großer Unterschied — ebenso zwischen einem Kochtopf und den roten Blutkörperchen. Ob jedoch Einheiten, die für unsere Lebensfähigkeit notwendig sind oder gar diese noch steigern, von Einzelzellen, von aus Zellen gebildeten Organen oder von Einheiten, die der Körper zusätzlich aus Umweltmaterial bildet, planktonnahrung werden, ist von untergeordneter Bedeutung. Was zählt, ist die gesamte Leistungskraft, über die ein Lebewesen — und ein solches ist eben auch der Mensch — verfügt. Diese allein entscheidet darüber, ob Individuen und Arten sich durchsetzen können, ob es zu einer Vervielfältigung ihrer raumzeitlichen Struktur kommt. Beim Übergang von Einzellern zu Vielzellern gingen lebenswichtige Leistungen von Zellorganen Organellen auf planktonnahrung Organe über. Meine hier vor Originalbuchseite 13 gelegte Theorie besagt, daß sich durch den Menschen planktonnahrung seine geistigen Fähigkeiten ein zweites Mal Leistungen auf noch effektivere Organe verlagern. Ein gutes Beispiel dafür ist etwa der Wurfspeer, durch den der Urmensch den Tieren überlegen wurde. Im Konkurrenzkampf der Menschen untereinander hatten ebenfalls jene einen entscheidenden Vorteil, die über die leistungsfähigsten zusätzlichen Organe verfügten. Die Leistungseinheit von Mensch und den ihm dienenden Hilfsmitteln nenne ich »Hyperzeller«. Ich behaupte, daß nicht der nackte Mensch, sondern diese größere und leistungsfähigere Einheit die evolutionäre Entfaltung der Einzeller und der Vielzeller fortsetzt. So gesehen ist der Mensch keineswegs der derzeitige Höhepunkt der Lebensentwicklung, sondern eine weitere Planktonnahrung, die noch mächtigere Arten von Lebenskörpern bildet. In ihren immer größeren Gefügen wird er zu einem immer kleineren, auswechselbaren Organ. Darwins Deszendenztheorie erklärte die Vorgeschichte, die zur Entstehung des Menschen führte. Die Theorie der Hyperzeller schließt unmittelbar an sie an und befaßt sich mit dem Evolutionsverlauf über den Menschen hinaus. So, wie vor rund 1,8 Milliarden Jahren einige Einzeller die ungeheure Entfaltung vielzelliger Pflanzen und Tiere einleiteten, so kam es, vom Urmenschen ausgehend, zu planktonnahrung weiteren, nicht minder gewaltigen Entwicklung neuer Lebensformen, nämlich jener der Hyperzeller. Ihre zusätzlichen Organe werden alle vom Menschen gebildet planktonnahrung so, wie bis heute alle Organe der vielzelligen Tiere und Pflanzen aus einer Planktonnahrung der Keimzelle entstehen. Ich versuche in diesem Buch darzulegen, wie kontinuierlich der Übergang zu den Hyperzellern erfolgte und wie trotz des veränderten Erscheinungsbildes die gleichen Planktonnahrung auch für sie maßgebend blei Originalbuchseite 14 ben. Für die Beurteilung des Menschen ergeben sich aus dieser neuen Sicht interessante Schlußfolgerungen. Darwins Theorie diente der Wahrheitsfindung, hat jedoch am Lauf der Geschichte wenig verändert. Bei der Theorie der Hyperzeller könnte es ähnlich sein. Immerhin planktonnahrung uns heute der immer schnellere technische Fortschritt, die Bevölkerungsexplosion und das sich ebenfalls steigernde Wirtschaftswachstum vor planktonnahrung neue Probleme und Gefahren. Zu deren Bewältigung könnte vielleicht der evolutionäre Überblick über das Gesamtgeschehen von Nutzen sein. In seinem 1859 veröffentlichten Werk Über die Entstehung der Arten gründete er seine Behauptung, daß alle Lebewesen einschließlich des Planktonnahrung von gemeinsamen Urvorfahren abstammen, auf drei Prämissen, die er durch eine beeindruckende Zahl von Beobachtungen und Forschungsergebnissen untermauerte. Manche seiner Argumente und Schlußfolgerungen mögen heute naheliegend, ja sogar selbstverständlich erscheinen, doch sie waren es damals keineswegs. Wie der deutsche Naturforscher Ernst Haeckel, ein besonders tatkräftiger Verfechter der neuen Lehre, hervorhob, sind planktonnahrung alters her überkommene Vorstellungen von außerordentlicher Macht. Nach der damals allgemein herrschenden Überzeugung waren die verschiedenen Arten von Pflanzen und Tieren Einzelschöpfungen, die nach religiösen Ansichten Götter in die Welt gesetzt hatten — oder nach jener von Aristoteles eine zielhafte Kraft, die er »Entelechie« nannte. Darwins erste Prämisse war die Behauptung, daß sowohl bei Pflanzen als auch bei Tieren bei der Fortpflanzung auch Nachkommen entstehen, die sich durch erbliche Merkmale von der Norm unterscheiden. Dies war den Tier- und Pflanzenzüchtern, auf deren Erfahrungen sich Darwin überzeugend stützen konnte, bestens bekannt. Originalbuchseite 16 Darwins zweite Behauptung, die sich nicht minder leicht beweisen ließ, besagte, daß sowohl Pflanzen als auch Tiere, wenn sie in günstige Lebensbedingungen gelangen, weit mehr Nachkommen hervorbringen, als das betreffende Gebiet ernähren kann. Insekten produzieren oft Tausende, ja viele Zehntausende von Nachkommen, Fische im Lauf ihres Lebens nicht selten Hunderttausende, ja Millionen. Die logische Folge ist, daß nicht alle Nachkommen überleben können. Sie fallen Raubfeinden zum Opfer oder gehen durch sonstige Umwelteinwirkungen zugrunde. In einem durchaus allgegenwärtigen und sehr harten »Kampf ums Dasein« können sich somit nur die Bestgeeigneten durchsetzen und zur Fortpflanzung gelangen — »the fittest«, wie sich im Englischen so treffend formulieren ließ. Der Kampf ums Dasein »struggle for existence« darf, wie Darwin ausdrücklich hervorhob, nicht allzu wörtlich genommen werden. Der jeweilige Feind sei durchaus nicht immer ein Lebewesen und auch keineswegs stets in konkreter körperlicher Auseinandersetzung wirksam. Hitze und Kälte können Nachkommen ebenso vernichten wie Wellenschlag, Lichtmangel und planktonnahrung andere widrige Umstände. Ein höchst fataler Feind, so legte Darwin unmißverständlich dar, sind kurioserweise die Artgenossen. Sie haben es ja auf die gleichen Nahrungsquellen abgesehen und sind den gleichen Umweltbedingungen angepaßt. Könnten alle Nachkommen einer Art überleben, so argumentierte er, dann könnte der Planet Erde sie bald nicht mehr beherbergen. Planktonnahrung ein winziger Bruchteil könne sich durchsetzen — und zwar im Durchschnitt pro Elternpaar nicht mehr als zwei. Denn überall zeigten ihm seine sorgfältigen Studien, daß die Zahl der Planktonnahrung einer Art in einer bestimmten Gegend ziemlich konstant ist. Entstehen leistungsfähigere Arten, die andere verdrängen, dann Originalbuchseite 17 können sie sich für einige Zeit vermehren. Doch dann stoßen sie wieder an natürliche Grenzen und müssen sich in die Gegebenheiten ihrer jeweiligen Umwelt einfügen. Und somit — dritte Behauptung — kommt es zu einer »natürlichen Auslese« der jeweils für einen bestimmten Lebensraum bestgeeigneten Arten. Aufgrund der Variabilität der Individuen passen sie sich fortwährend in kleinen Schritten den Umweltbedingungen besser an. Die adaptive Verbesserung der Pflanzen und der Tiere, die Verdrängung weniger geeigneter Arten durch ihnen überlegene, ist somit keineswegs das Ergebnis bewußter Willensakte übersinnlicher Kräfte. Diese Höherentwicklung ist ein zwar langsamer, jedoch durchaus gesetzmäßiger Vorgang. Je genauer sich Darwin im einzelnen mit dieser Verknüpfung von Ursachen und Auswirkungen befaßte, um so mehr mußte er einsehen, daß es nur in seltenen Fällen, wenn überhaupt, möglich ist, genaue Planktonnahrung dafür anzugeben, was Individuen einer Art jenen von anderen — oder solchen der eigenen Art planktonnahrung in diesem Kampf um Lebensraum, Nahrung, gegen Raubfeinde und Naturgewalten überlegen macht. Die natürliche Auslese bewirkt so ganz von selbst, daß sich die Lebewesen immer besser den Umweltbedingungen anpassen, sich planktonnahrung Lebensmöglichkeiten erobern, neue Nischen erschließen, sich so in differenzierte Arten aufspalten, vom Meer ans Land, ja sogar in die Luft übersiedelten und die erstaunlichsten Spezialisten nicht zuletzt die Parasiten von anderen Lebewesen hervorbrachten. Die gestaltende Kraft bei diesem Vorgang, der sich über außerordentlich lange Zeitspannen fortgesetzt hatte, war somit kein gezielter Wille, ja konnte es kaum sein. Denn was immer auch ein Schöpfer schuf: Änderte er nicht auch die gegebenen Naturgesetze Originalbuchseite 18 oder die lokalen Verhältnisse, dann konnte er gar planktonnahrung darauf Einfluß nehmen, was sich durchsetzte und was nicht. Darwin selbst sprach das nicht explizit aus, doch ergibt sich dieser Schluß zwangsläufig. Gestalter der so zahlreichen verschiedenen Arten war somit eine »natürliche Auslese des jeweils Bestgeeigneten« eine »natural selection«. Und hier machte Darwin in aller Deutlichkeit klar, wie komplex die Wechselwirkungen waren, aus denen sich diese Auslese schließlich ergab, wie praktisch unmöglich, sie in Zahl und Wort zu fixieren. In den letzten Jahrzehnten wurde in der Wirtschaft als besonderes Novum hervorgehoben, wie »vernetzt« die Vorgänge sind, die hier schließlich zum Erfolg führen, wie planktonnahrung die bisherige Gepflogenheit »linearen Denkens« ist. Auf ebendiese Vernetztheit im Bereich der Lebensgemeinschaften, also im Naturbereich, wies bereits Darwin anhand zahlreicher Beispiele in aller Eindringlichkeit hin. Er hielt es für beinahe aussichtslos, in einem natürlichen Biotop festzustellen, wodurch eine Pflanzenart der anderen überlegen wurde oder aufgrund welcher Eigenschaften eine Tierart eine andere allmählich verdrängte. Auf einer vom Menschen kaum berührten unfruchtbaren Heide in Staffonshire stieß er auf ein »einige Morgen großes Stück, das vor 25 Jahren eingezäunt und mit einigen Kiefern bepflanzt worden war«. Er staunte über den Unterschied der Vegetation in dem eingezäunten Stück gegenüber der übrigen Heide, planktonnahrung größer war, »als planktonnahrung gewöhnlich wahrnimmt, wenn man von einem Boden auf einen ganz verschiedenen übergeht«. Nicht nur war hier das Zahlenverhältnis der Heidepflanzen gänzlich verändert, sondern es gediehen in dem eingezäunten Stück noch weitere zwölf Arten Ried- und andere Gräser nicht mitgerechnetvon denen auf Originalbuchseite 19 der Heide nichts zu finden war. Die Auswirkung auf die hier festzustellende Insektenvielfalt war so groß, daß er in diesem Stück sechs Arten insektenfressender Vögel planktonnahrung, die er in der umgebenden Heide nirgends sah, während dort wieder drei andere Arten lebten. Darwin stellte hier planktonnahrung, wie bedeutsam sich die Einführung einer einzigen Baumart ausgewirkt hatte, »wo sonst durchaus nichts geschehen war, außer der Abhaltung des Viehs durch die Einfriedung«. Als weitere Beobachtung führte Darwin an, wie etwa in Mittelamerika, wenn ein Wald abgeholzt wird, eine ganz andere Pflanzenwelt zum Vorschein kommt. Er schrieb: »Und doch ist beobachtet worden, daß die Bäume, die jetzt auf den alten Indianerruinen wachsen, deren früherer Baumbestand also abgeholzt worden sein mußte, jetzt wieder ebendieselbe Mannigfaltigkeit und dasselbe Artenverhältnis wie die umgebenden unberührten Wälder darbieten. Welcher Kampf muß hier jahrhundertelang zwischen den verschiedenen Baumarten stattgefunden haben, deren jede ihre Samen jährlich zu Tausenden abwirft. Was für ein Krieg zwischen Insekten und Insekten, zwischen Insekten, Schnecken und anderen Tieren mit Vögeln und Raubtieren, welche alle sich zu vermehren strebten, alle sich voneinander oder planktonnahrung den Bäumen oder ihren Samen und Sämlingen oder von jenen anderer Pflanzen nährten, welche anfänglich den Grund überzogen und hierdurch das Aufkommen der Bäume gehindert hatten. « Und er fügte hinzu: »Wirft man eine Handvoll Federn in die Luft, so müssen sie alle nach bestimmten Gesetzen zu Boden fallen; aber wie einfach ist das Problem, wohin eine jede fallen wird, im Vergleich zu der Wirkung und Rückwirkung der zahlreichen Pflanzen und Tiere, die im Laufe von Jahrhunderten Arten- und Zahlenverhält Originalbuchseite 20 nis der Bäume bestimmt haben, welche jetzt auf den alten indianischen Ruinen wachsen. planktonnahrung Seit Planktonnahrung wegweisender Schrift hat die Biologie eminente Fortschritte gemacht. Mit immer besseren technischen Hilfsmitteln gelang es, bis in den Molekularbereich der Strukturen des Lebens vorzudringen, wobei die Entdeckung und teilweise Entzifferung des genetischen Kodes der Höhepunkt in der Erforschung der Urbausteine des Lebens ist. Auch was die Ursachen des Evolutionsverlaufs betrifft, wurden wichtige neue Zusammenhänge erkannt: die von Gregor Mendel entdeckten Gesetze der Vererbung, die Mechanik der Mutationen, die Rekombination der Erbfaktoren durch den sexuellen Vorgang, die Definition der Art als Genpool, die Auswirkung von Populationsgröße, von Isolation, genetischer Drift und von weiteren die Anpassungsvorgänge und die Planktonnahrung begünstigenden oder einschränkenden Faktoren. Der Selektionsvorgang und die durch ihn erklärbare Zweckmäßigkeit in der Natur sind für den heutigen Biologen schlichtweg Tatsachen. Für metaphysische Schöpfungsakte gibt es in der Evolution der Pflanzen und der Tiere keinerlei Planktonnahrung. Wunder sind hier nirgends beobachtet worden. Vielmehr gibt es genug Beispiele dafür, daß Fortschritte oft nur über sehr erstaunliche Umwege zustande kamen, während eine planktonnahrung »hilfreiche Hand« dies weit schneller und effizienter zustande gebracht hätte. Ich habe bereits in einer früheren Schrift darauf verwiesen, und wir werden auf Beispiele dafür noch zurückkommen. Seit Darwin hat sich auch kaum etwas an der Schwierigkeit geändert, in der Praxis festzustellen, welche Strukturmerkmale und Eigenschaften eine Art der anderen überlegen machen, so daß sie diese planktonnahrung verdrängt. Im Gegenteil: Der vielseitige Originalbuchseite 21 Fortschritt in der Biologie führt zwangsläufig zu einer Aufsplitterung in eine immer größere Zahl von Fachrichtungen, was keineswegs dazu angetan ist, den Gesamtüberblick über das Lebensgeschehen zu erleichtern. Die Intransparenz der natürlichen Auslese Wer sich an die Frage heranwagt, wie die natürliche Auslese die Artenbildung beeinflußt, an welchen Struktur- und Verhaltensmerkmalen sie ansetzt, der kann noch am ehesten bei solchen Arten zu einer Antwort kommen, die sich dem Leben in Extremräumen angepaßt haben. Wo es etwa besonders heiß, besonders kalt oder besonders trocken oder wo es extrem schwierig ist, an eine reiche Nahrungsquelle heranzukommen wie etwa bei Endoparasitendort hat man einen klaren Anhaltspunkt dafür, welche neue Eigenschaft oder Fähigkeit sich als maßgebender Selektionsvorteil erweist und sich dann in kleinen Schritten immer mehr verstärken konnte. Bei Bakterien, die Temperaturen von —80° Celsius ertragen sicher ein bedeutender Selektionsvorteil in polaren Gebietensind die morphologischen und physiologischen Leistungen, die das ermöglichen, bereits weitgehend analysiert. Von der Wüstenratte Dipodomys merriami, die extreme Trockenheit übersteht und deshalb Konkurrenten in manchen Gebieten überlegen ist, weiß man heute, daß sie durch hohe Produktion eines Hormons in der Hypophyse zu einer extremen Rückgewinnung von Wasser aus dem Harn befähigt ist. Bei der Larve des Ölkäfers Meloe, die auf Blüten hochklettert, sich am Pelz dort landender Bienen festklammert und von diesen in ihr Nest eingetragen wird wo sie dann deren Larven und Vorräte verzehrtOriginalbuchseite 22 kann man zumindest rückschließen, welche ethologischen und morphologischen Anpassungen für diese »Fitneß« erforderlich planktonnahrung, die dazu führte, daß die natürliche Auslese diesem Käfer aufgrund solcher Spezialanpassungen seiner Larve gleichsam grünes Planktonnahrung für seine Weiterentwicklung gegeben hat. Zur generellen Beantwortung der Frage, wie die natürliche Auslese im einzelnen wirkt, sind jedoch solche Resultate nur von beschränkter Bedeutung. Denn naturgemäß vollzog sich die Lebensentwicklung in erster Linie in lebensgünstigen Regionen. Dort aber ist das Wirkungsgeflecht planktonnahrung Beziehungen zwischen den Arten meist so komplex, daß — wie Darwin durch sein Beispiel mit den in die Luft geworfenen Federn anschaulich planktonnahrung — eine Analyse der relevanten Faktoren kaum möglich, wenn nicht sogar praktisch undurchführbar ist. Dazu kommen aber noch weitere wesentliche Schwierigkeiten. Häufig üben Organe mehr als nur eine Funktion aus. Dann können mutative Veränderungen, die bei einer Funktion zu Verbesserungen führen, gleichzeitig andere beeinträchtigen. Die Lunge der Wirbeltiere ist dafür ein Beispiel. Zu ihrer primären Funktion des Gasaustausches kam die sekundäre hinzu, den für Lautäußerungen notwendigen Luftstrom zu liefern. Beim Menschen führt das letztendlich dazu, daß er nicht gleichzeitig essen und sprechen kann. In planktonnahrung Fall ist der Nachteil so geringfügig, daß er die evolutionäre Entwicklung nicht bremste. In anderen Fällen ist es jedoch fraglich, ob funktionelle Fortschritte nicht durch Nachteile, die sie an ganz anderer Stelle verursachen, aufgewogen werden. Auf diese Thematik der planktonnahrung Funktion von Organen Funktionerweiterung und ihre Folgen kommen wir in Kapitel 6 ausführlicher zurück. Sodann müssen bei vielen Funktionen zahlreiche Originalbuchseite 23 Organe zusammenwirken. Für den Blutkreislauf bei den Wirbeltieren sind die Verzweigungen der Kapillaren und der Gefäßverlauf im Körper nicht minder wichtig als das Herz, das diesen Kreislauf antreibt, und die Automatiezentren, die den Takt des Herzschlags je nach Anforderung steuern. Verbesserungen sind hier an sehr vielen Punkten möglich. Ebenso ist für die erfolgreiche Fortpflanzung des Kirschbaums die Innenstruktur der Blüten nicht weniger von Bedeutung planktonnahrung die Beschaffenheit des Kirschkerns, dessen harte Schale verhindert, daß die Verdauungssekrete des Vogels, der den Kern in seinem Magen transportiert, den darin enthaltenen Keimling zerstören. Fast bei jeder neuen Funktion gibt es komplexe Korrelationen, die den Selektionswert von Mutationen ebenfalls beeinflussen können. Bei allen zur aktiven Bewegung fähigen Tieren hängt die Effizienz der Fortbewegungsorgane wesentlich von jener planktonnahrung sie steuernden Strukturen ab und umgekehrt. Nun wird das Verhältnis zwischen Körper und Verhalten bis heute häufig so dargestellt, als wäre die Zeitstruktur des Verhaltens von der Raumstruktur der Organe grundsätzlich verschieden. Das ist zwar plausibel, aber planktonnahrung zur Hälfte richtig. Denn jede angeborene Verhaltensweise beruht auf Steuerungen, die ganz ebenso materielle Gefüge sind wie jedes Organ. Sie planktonnahrung bloß um ein Vielfaches kleiner: unter Umständen »Schaltnetze« im molekularen Bereich. Das aber bedeutet, daß Mutationen, welche die mechanischen Steuerungsmechanismen betreffen — sowohl ihre »Hardware« als auch ihre »Software«, um diese Begriffe der Computertechnik zu übernehmen —, ebenso wichtig sein können wie solche bei den ausführenden Organen. Wie der Evolutionsforscher Ernst Mayr und der Philosoph Karl Popper hervorhoben, können erbliche Verhaltensänderungen der Originalbuchseite 24 Ausgangspunkt für die Evolution morphologischer Strukturen sein Schrittmacherprinzip, Planktonnahrung. Das ist eine zweifellos wichtige Einsicht, die durch zahlreiche Planktonnahrung bestätigt wird. Doch planktonnahrung es nicht minder viele Planktonnahrung für den entgegengesetzten Zusammenhang, daß nämlich die Verbesserung eines ausführenden Organes zum Ausgangspunkt einer großen Zahl neuer, immer perfekterer Verhaltenssteuerungen werden kann. Die menschliche Hand mit dem opponierenden Daumen, die wir der kletternden Lebensweise unserer tierischen Vorfahren verdanken, zeigt dies deutlich. Schon Affen vermögen mit diesem perfekten Greiforgan zahlreiche für sie nützliche Tätigkeiten auszuführen Augenwinkel und Nase reinigen, Flöhe suchen, Früchte pflücken usw. Beim weit intelligenteren Menschen wurde die Zahl der Funktionen, deren Steuerungen durch Lernvorgänge im Gehirn aufgebaut werden besonders im Berufslebengeradezu Legion. Eine weitere Schwierigkeit bei der Beurteilung der natürlichen Auslese ergibt sich, zumindest in der deutschen Sprache, aus der Abgrenzung der Begriffe »Funktion« und »Leistung«. Oft werden sie synonym gebraucht, indem eine »gute Funktion« gleichzeitig auch eine »gute Leistung« bedeutet. Wie wenig dies bei der Evolution der Organismen zutrifft, zeigt sich, wenn Umweltbedingungen sich verändern oder Arten neue Nischen erschließen. Verlieren in der Folge Organe an Bedeutung, so kann sich ihre Funktionsfähigkeit noch lange erhalten, um so mehr, als Rückbildungsvorgänge äußerst langsam erfolgen. Sie erbringen dann jedoch keine vom Lebewesen benötigte Leistung mehr, ja können zur genetischen Bürde, zum Selektionsnachteil werden. Andererseits können die Rudimente zurückgebildeter Organe, die keinerlei Funktion mehr erbringen, sehr wohl zum Ausgangs Originalbuchseite 25 punkt neuer Leistungen werden. Beim Übergang der Wirbeltiere zum Landleben wurden deren Kiemen funktionslos und allmählich zurückgebildet. Das primäre Kiefergelenk wurde durch ein neues ersetzt und verlor so ebenfalls seine Bedeutung. In der Embryonalentwicklung der Wirbeltiere werden diese längst nicht mehr gebrauchten Organe immer noch angelegt, und es ist erwiesen, daß aus ihren Rudimenten völlig andere Organe von hoher Leistungsfähigkeit entstanden sind. Aus dem dorsalen Teil des ersten Kiemenbogens entstand das als Steigbügel bezeichnete Gehörknöchelchen und aus den Planktonnahrung des primären Kiefergelenks die beiden weiteren: Hammer planktonnahrung Amboß. So kann funktionslos gewordene Struktur neue Leistungen erbringen und einen hohen Selektionswert gewinnen. Die natürliche Auslese ändert dann planktonnahrung ihr Votum. Die Bedeutung des konkreten Erfolges Bei meiner Forschungstätigkeit in Korallenriffen planktonnahrung ich auf einen Zusammenhang planktonnahrung, der an sich seit langem bekannt ist, jedoch meines Wissens noch nie zum besseren Verständnis der natürlichen Auslese und ihrer Wirkungsweise herangezogen wurde. Besonders kleinere Riffe, die man als frei schwimmender Taucher von allen Seiten her gut studieren kann, sind ein weit besser zu überschauender Biotop als etwa ein Wald, eine Wiese oder ein Fluß. Ich konnte hier auf engem Raum bei kleinen und mittelgroßen Fischarten sehr verschiedene Verfahren zur Abwehr größerer Raubfische studieren. Manche Arten hatten an verschiedenen Körperstellen Stacheln ausgebildet, einige sogar mit Giftdrüsen. Originalbuchseite 26 Das Verhalten größerer Raubfische zeigte deutlich, daß sie deswegen von diesen gemieden wurden. Bei anderen hatte sich eine Verhaltenssteuerung entwickelt, die sie befähigte, bei Annäherung eines Feindes durch eine blitzschnelle Bewegung im Sandboden zwischen den Riffen zu verschwinden, und zwar so geschickt, daß nach Absinken des aufgewirbelten Sandes keinerlei Kontur oder Aufwölbung verriet, wohin sie verschwunden waren. Eine wieder andere Methode der Abwehr zeigten Fischarten, deren Musterung und Färbung jenen des Grundes oder der Korallen so glichen, daß sie dort praktisch nicht zu erkennen waren. Bei Gefahr suchten sie solche sie schützenden Plätze auf. Schollen — wie auch zehnarmige Tintenfische — hatten diese Abwehr noch insofern verbessert, als sie Färbung und Musterung ihrer Haut auf das täuschendste verschiedenen Böden und Korallenstrukturen anpassen können. Eine Scholle, die halb auf hellem Sand und halb auf geflecktem Geröll lag, war säuberlich auf der einen Hälfte sandfarben und auf planktonnahrung anderen Hälfte gefleckt. Bei den mich besonders interessierenden Haien sah ich, wie Schiffshalter Echeneis diese großen Räuber zu ihrem Schutzschild machen. Sie schwimmen dicht am Körper des Haies, was ihnen einen doppelten Vorteil bietet: Planktonnahrung Beute, vor allem kleine Rifffische, sind für den Hai nicht groß genug; er ist für sie deshalb keine Gefahr. Nähert er sich, dann weichen sie, wenn überhaupt, nur eben geringfügig aus. So kommen sie dem Schiffshalter dicht vors Maul und werden von ihm aufgeschnappt. Jene Raubfische, für die der Schiffshalter selbst eine verloc kende Beute wäre, wagen sich wiederum nicht in die Nähe des Haies. So ist Echeneis gleichzeitig auch bestens geschützt. Für den Hai ist er offenbar zu klein und zu wendig. Außerdem frißt er auch Ektoparasiten, die Originalbuchseite 27 sich an planktonnahrung Haut des Haies festsetzen, und wird wohl auch deshalb von ihm geduldet. Schließlich hat sich beim Schiffshalter in seiner langen phylogenetischen Entwicklung die Rückenflosse in eine Saugscheibe umgewandelt, so daß er sich, wenn planktonnahrung müde oder satt ist, an der Haut des Planktonnahrung festsaugen kann und so Energie spart. Alles in allem lebt dieses Tier in einer höchst perfekten Situation — ein Beispiel für die Erschließung einer Nische, die sowohl Nahrung als auch Schutz bietet und der sich diese Fischart morphologisch wie in ihrem erbfixierten Verhalten bestens angepaßt hat. Vergleicht man diese vier angeführten Methoden zur Abwehr von Raubfeinden, so erweisen sie sich in jeder Hinsicht als grundverschieden. Die Ausbildung von Stacheln und Giftdrüsen erfordert ganz andere Zelldifferenzierungen als die Ausbildung einer Verhaltenssteuerung zum spurlosen Verschwinden unter dem Sand. Und wieder andere Mutationen sind erforderlich, um zur Tarnung geeignete Hautmusterungen und Färbungen zu bewirken — samt entsprechenden Sinnes- und Gehirnleistungen, um die Qualität des Bodens und der unmittelbaren Umgebung richtig einzuschätzen. Und wieder gänzlich andere Anpassungen im Verhalten und in der Organgestaltung sind erforderlich, um gar ein großes Raubtier wie den Hai gleichsam in einen persönlichen Schutzschild zu verwandeln. Gleich ist indes eines: das Ergebnis. Bei jeder der vier so grundverschiedenen Anpassungen ging es letzten Endes um die für sämtliche Tiere lebenswichtige Leistung, nicht selbst im Magen eines anderen zu enden. Hier gewann ich, so schien mir, einen wichtigen Einblick in das Wesen der natürlichen Auslese. Diese diffuse Vielheit von Faktoren, die den Weg der Artenbildung und damit den Weg der Lebensentfal Originalbuchseite 28 tung steuert, ist sozusagen am Detail gar nicht unmittelbar interessiert. Sie wertet bloß den Planktonnahrung. Gelingt es einer Fischart — auf welche Weise auch immer —, Raubfeinde erfolgreich abzuwehren, dann ist das für ihr Bestehen und ihre Weiterentwicklung ein wichtiger Pluspunkt. Hat sie darüber hinaus aufgrund ihrer Abwehrmethode auch noch weniger Ausfälle als ihre Konkurrenten, die der ungefähr gleichen Beute nachstellen, dann bedeutet das einen zusätzlichen Selektionsvorteil. Im statistischen Mittel weist sie eine höhere Leistungsfähigkeit auf, setzt sich gegenüber der Umwelt einschließlich Konkurrenten besser durch. Oder anders formuliert: Sie besteht aufgrund völlig anderer Zelldifferenzierungen besser gegenüber der natürlichen Auslese. Sie vermag konkurrierende Arten Stück planktonnahrung Stück zurückzudrängen oder schließlich sogar deren Ausscheiden aus diesem Wettkampf zu bewirken. Weitere Strategien der Feindabwehr fand ich bei den Fischen rings planktonnahrung die Korallenriffe in beträchtlicher Zahl. Vertreter sehr verschiedener Arten fliehen, wenn Raubfeinde auftauchen, blitzschnell und gezielt in Höhlen oder Spalten, die sie zu ihrem Schutzorgan erwählt haben. Oder sie ziehen sich in selbstgegrabene Schlupfwinkel unter Steinen oder im Sand zurück. Die fliegenden Fische Exocoetidae erheben sich über die Wasseroberfläche und entziehen sich so der Sicht ihrer Verfolger. Bei ihnen haben sich die Brustflossen flügelartig erweitert und der untere Abschnitt ihrer Schwanzflosse ist stärker ausgebildet. Diese Anpassungen ermöglichen es diesen Fischen, als Mittel der Feindabwehr im etappenweisen Gleitflug über 100 Meter weit zu fliegen. Manche harmlose Fischarten sind in ihrem äußeren Habitus gefährlichen Fischarten zum Verwechseln ähnlich Mimikry und werden deshalb nicht angegriffen. An Originalbuchseite 29 dere leben im Schwarm, wo der Konfusionseffekt sie gegen Angreifer schützt. In diesem Fall gelangen die Räuber zwar dicht an die Beute heran, werden aber durch die kreuz und quer schießenden Fische abgelenkt und daran gehindert, sich auf ein Individuum zu konzentrieren. Nur wenn es ihnen gelingt, einzelne Tiere vom Schwarm zu trennen, gelangen sie an ihr Ziel. Wieder planktonnahrung Fischarten können aufgrund perfekter Stromlinienform besonders schnell schwimmen, was ihnen bei der Verfolgung von Beute, aber auch bei Flucht gleichermaßen dient. Anemonenfische Amphiprion finden wieder genau dort Schutz, wo andere Fische verschlungen und verdaut werden: zwischen den Fangarmen und im Verdauungstrakt großer Seeanemonen. Man nimmt an, daß diese sie an einer chemischen Substanz in ihrem Hautschleim erkennen und es zu dieser Symbiose kam, weil die Fische sie von Parasiten und Abfällen befreien. Schließlich setzen sich viele Fische gegen Angreifer durch Bisse und Schwanzschläge zur Wehr. Bei jeder dieser Methoden man kann ebenso von »Strategien«, »Techniken« oder »Verfahren« sprechen spielen sowohl Strukturbildungen als auch angeborene Verhaltensweisen eine wichtige Rolle. Doch was letztlich zählt, ist das Ergebnis, der Erfolg. Worauf es wirklich ankommt, ist planktonnahrung Wirksamkeit der jeweiligen Methode, die sich am Verhältnis zwischen gelungenen und mißglückten Abwehrleistungen auch meßbar erfassen läßt. Das aber gilt nicht nur für Feindabwehr und nicht nur für die Fische rings um Korallenriffe. Es gilt ebenso für praktisch sämtliche Lebewesen und für die meisten ihrer lebenswichtigen Leistungen. Wie sich an beliebig vielen Beispielen zeigen läßt, führen fast immer »viele Wege nach Rom«. So wird etwa die Originalbuchseite 30 Leistung der optischen Orientierung in planktonnahrung Umwelt vom Auge erbracht, das bei den Gliederfüßern völlig anders gestaltet ist Facettenauge als bei den Wirbeltieren und den Mollusken deren Augen sich ebenfalls in wesentlichen Merkmalen voneinander unterscheiden. Die Flügel der Schmetterlinge sind gänzlich anders strukturiert als jene der Vögel und der Fledermäuse, stimmen aber auch mit jenen der ihnen näher verwandten Libellen nicht völlig überein. Die Versorgung der Körperzellen mit Gasen erfolgt bei den Insekten durch ein eigenes Röhrensystem die Tracheenwährend bei den Wirbeltieren der Blutkreislauf planktonnahrung seiner Funktion der Nahrungsverteilung auch diese Funktion übernimmt. Hier besorgt die Lunge die Aufnahme von Luft in den Körper und gibt den Sauerstoff an den Blutstrom zur Verteilung weiter. Wie jeder Biologe weiß, lassen sich für die Tatsache, daß lebenswichtige Leistungen auf sehr verschiedene Weise erbracht werden, beliebig viele Beispiele anführen. Leistungen, die grundsätzlich nur über eine Struktur oder eine Planktonnahrung erzielt werden können, sind eher die Ausnahme. Somit sind meistens sehr verschiedene Komponenten am Zustandekommen von Leistungen beteiligt: nicht nur körperliche Ausbildungen und Verhaltenssteuerungen, sondern auch wie etwa der Schiffshalter zeigt nutzbare Faktoren der Umwelt. Diese Einsicht führt zwangsläufig zu der Frage, ob denn der herkömmliche Begriff »Körper« wirklich alle materiellen Einheiten umfaßt, welche die Lebens- und Überlebensfähigkeit der Organismen konstituieren — ob es nicht auch Organe geben kann, die mit dem Körper, dem sie dienen, nicht fest verbunden sind. Und des weiteren führt sie zu der Frage, welche Leistungen die Lebewesen, unabhängig von ihrem äußeren Erscheinungsbild, konkret erbringen müssen, um sich Originalbuchseite 31 gegenüber der natürlichen Auslese durchsetzen zu können. Gibt es dafür möglicherweise klar formulierbare, vielleicht sogar allgemein gültige Richtlinien. Beide Fragen führen planktonnahrung Betrachtungsweisen, die von der in der Biologie bisher üblichen Art, an das Phänomen des Lebendigen heranzugehen, beträchtlich abweichen. Wir wenden uns zuerst den für Organismen maßgebenden Leistungen zu. Grundleistungen und Hilfsleistungen Seit eh und je beurteilt der Mensch die Lebewesen in planktonnahrung Linie nach dem Eindruck, den sie unseren Sinnen vermitteln, und nach dem Verhalten, das sich bei ihnen beobachten läßt. Wie bei der Beurteilung der gesamten Umwelt stand somit auch hier der materielle Aspekt im Vordergrund. Auch als im Altertum wissenschaftliches Denken einsetzte und es zu gezielter Forschung kam, wurde diese Bewertungsgrundlage — ganz so, als wäre sie über jeden Zweifel erhaben — übernommen und zum Ausgangspunkt weiterer Studien gemacht. Mit immer besseren Hilfsmitteln untersuchte man die Körper der Lebewesen und ihre Bestandteile genauer; die Tätigkeit und das Zusammenwirken ihrer Organe; das Verhalten der Arten zueinander und ihre Anpassungen an die Umwelt; ihre Baupläne und deren Verwandtschaft; ihre geographische Verbreitung, die Planktonnahrung ihrer Fortpflanzung und vieles mehr. Dann wies Darwin nach, daß eine natürliche Auslese darüber entscheidet, was sich durchsetzen und fortpflanzen kann. Wenn nun aber, wie oben ausgeführt, für die natürliche Auslese die materiellen Strukturen und die Verhaltensweisen gar nicht das Entscheidende sind, sondern der Selektionswert erbrachter Leistung, kurz: der Erfolg, dann ist Originalbuchseite 32 es wohl weniger wichtig, wie diese Körper aufgebaut sind und funktionieren, als vielmehr, auf welche Leistungen es bei ihnen ankommt. Es mag zunächst planktonnahrung zu erkennen, wo hier überhaupt ein Unterschied besteht. Ich hoffe jedoch, dies in der Folge klar darlegen zu können und zu zeigen, daß die an den Leistungen orientierte Betrachtungsweise zu einem wesentlich einfacheren und gleichzeitig besseren Verständnis der Lebenserscheinungen führt. Als erstes ist zu klären, welche Leistungen sämtliche Lebewesen erbringen müssen, um bestehen und sich fortpflanzen zu können, und welchen anderen dabei bloß eine unterstützende Rolle zukommt. Erstere bezeichne ich als »Grundleistungen«, die übrigen als »Hilfsleistungen«. So wie alle begrifflichen Einteilungen, die dazu dienen, Ordnung in die Vielheit der Erscheinungen zu bringen, so ist auch diese etwas Künstliches und läßt völlig scharfe Planktonnahrung nicht zu. Immerhin aber lassen sich zumindest die Grundleistungen, die alle Lebewesen erbringen müssen, recht klar definieren. Sie ergeben sich als Konsequenz notwendiger Erfordernisse, die auch über logische Schlußfolgerungen abgeleitet werden können. Hier seien sie, um einen Überblick zu geben, zunächst knapp formuliert: Planktonnahrung erste Grundleistung ist der Energieerwerb. Ohne nutzbare, arbeitsfähige Energie ist keinerlei Bewegung, keinerlei Prozeß, keinerlei Entwicklung möglich. So, wie kein Auto sich ohne Treibstoff fortbewegen kann, kann ohne Energiezufuhr kein Lebensprozeß stattfinden. Da nach dem heutigen Stand der Forschung Energie weder geschaffen noch vernichtet, sondern bloß von einer Erscheinungsform in andere verwandelt werden kann, muß jedes Lebewesen die für alle seine Tätigkeiten und Prozesse notwendige Originalbuchseite 33 Energie aus Umweltquellen gewinnen. Hier lassen sich zwei grundsätzlich verschiedene Methoden unterscheiden: Die Energiequelle nahezu aller Pflanzen ist das Sonnenlicht. Durch den Vorgang der Photosynthese bauen sie mit Hilfe der Strahlungsenergie aus anorganischen Grundstoffen organische Moleküle auf Assimilation. Elektromagnetische Energie verwandelt sich dabei in chemische Bindungsenergie. Diese setzt die Pflanze wieder frei, wenn sie etwa Kräfte für Wachstum, Vermehrung oder sonstige Prozesse benötigt Dissimilation. Die Energiequelle der Tiere sind dagegen die Gewebe von Pflanzen oder anderen Tieren. Ihre Erwerbsform ist somit räuberischer Natur. Sie fressen und verdauen andere Lebewesen oder Teile von diesen und setzen über Oxydation oder Gärung die in den Molekülen planktonnahrung Bindungsenergie frei. Sie verfahren also ähnlich wie Pflanzen, wenn diese die selbst aufgebauten Moleküle wieder planktonnahrung. Die so freigesetzte Energie verwenden auch die Tiere zum Aufbau ihres Körpers sowie zum Antrieb aller ihrer Prozesse und Tätigkeiten. Wie vorrangig diese erste Grundleistung ist, geht daraus hervor, daß sie den Körperbau der Pflanzen und der Tiere weitgehend bestimmt. Bei den Pflanzen bewerkstelligen Zellorgane Plastiden die Dienstbarmachung des Sonnenlichts. Sie befinden sich in den Blattflächen, die dem Sonnenlicht zugewandt werden. Bei den Landpflanzen wird ihnen durch Wurzeln und über Kanäle in Stamm und Zweigen das für die Photosynthese notwendige Wasser zugeführt. Dieser Grundbauplan ist also durch den Energieerwerb festgelegt. Bei den Tieren ist es nicht anders. Zum Zweck ihrer räuberischen Erwerbsform müssen sie ihre Beute meistens aktiv suchen und ihr nachstellen: dazu benöti Originalbuchseite 34 gen sie Fortbewegungsorgane. Sie müssen die Beute erkennen und finden: dazu dienen ihre Sinnesorgane. Sie müssen sich die Beute einverleiben und diese verdauen: deshalb planktonnahrung sie fast immer eine Mundöffnung und einen Darmtrakt. Zur Koordination ihrer Sinneswahrnehmungen und Bewegungen sind entsprechende Steuerungen notwendig: das Zentralnervensystem mit spezialisierten Zentren. Gelingt es Tieren nicht, die erforderlichen Energiemengen aus der Umwelt zu erwerben, sterben sie zwangsläufig. Auch ihr Grundbauplan ist somit sehr deutlich durch den Energieerwerb bestimmt. Die zweite Grundleistung, die jedes Lebewesen erbringen muß, ist der Erwerb benötigter Stoffe zur Bildung und Aufrechterhaltung der Organe sowie für Wachstum und Fortpflanzung. Während die Tiere mit ihrer Nahrung außer Energie auch brauchbare Stoffe erwerben, gewinnen die Pflanzen die meisten von ihnen benötigten Substanzen aus der Umwelt: aus dem Wasser, dem Boden und der Luft. Die dritte Grundleistung ist die Abwehr widriger Umwelteinwirkungen. Hier sind drei Gruppen zu unterscheiden: erstens die Abwehr anorganischer Planktonnahrung wie etwa Kälte, Wellenschlag, Sturm usw. Eine Besonderheit der letztgenannten Auseinandersetzung besteht darin, daß viele Konkurrenten miteinander gar nicht unmittelbar in Berührung kommen. Es dürfte kaum Lebewesen geben, die sich nicht gegen widrige Umweltbedingungen abschirmen müssen; doch planktonnahrung oft verschiedene schädigende Einwirkungen durch die gleiche Abwehrform neutralisiert werden, etwa durch Panzer. Originalbuchseite 35 Die vierte Grundleistung ist die Nutzung günstiger Umweltfaktoren. Dazu gehören fremde Leistungen, die eigenen Energieaufwand ersparen. Planktonnahrung ist bei Partnerschaften und Verbandsbildung der Fall. Auch anorganische Kräfte wie etwa jene von Strömungen und Wind können genutzt werden. Bei sämtlichen Tier- und Pflanzenarten beeinflussen günstige Umweltbedingungen die Größe des Verbreitungsgebiets. Die fünfte Grundleistung ist die Fortpflanzung. Ohne sie hätte planktonnahrung Evolution planktonnahrung stattfinden können. Einzelne Individuen können zwar auch ohne Nachkommen existieren, aber als Voraussetzung für die quantitative und qualitative Entfaltung des Lebens insgesamt müssen mehr Nachkommen produziert werden, als Lebewesen absterben. Für diese Grundleistung sind besonders komplexe Steuerungen nötig. Die dafür zuständige Einheit ist bei allen Einzellern und Vielzellern das Genom, die in den Chromosomen enthaltenen Erbfaktoren; sie sorgen auch für Wachstum und Aufrechterhaltung aller funktionserbringenden Strukturen. Bei den vom Menschen gebildeten Hyperzellern, auf die wir in den weiteren Kapiteln eingehen, wird die artgleiche Fortpflanzung überwunden. Angehörige einer Art können bei diesen auch solche anderer Arten hervorbringen. Die sechste Grundleistung schließlich ist die Strukturverbesserung. Ohne sie hätte es planktonnahrung zu einer Höherentwicklung des Lebens kommen können. Der wichtigste Mechanismus, der bei Pflanzen und Tieren dieser Aufgabe dient, ist die Zweigeschlechtlichkeit. Indem beim sexuellen Vorgang männliche und weibliche Keimzellen verschmelzen, kommt es zu einer Vermischung ihrer Gene. So werden gelegentlich auftretende Veränderungen im Erbgut Mutationen in immer neue Kombinationen Rekombination gebracht. Die Wahrscheinlichkeit, daß es so auch zur Entste Originalbuchseite 36 hung leistungsfähigerer Strukturen kommt, erhöht sich dadurch wesentlich. Bei den Vielzellern kam es zu einer ausgeprägten Verschiedenheit der weiblichen und der männlichen Individuen. Bei den Hyperzellern geht auch die Verbesserungsleistung weitgehend auf andere, effizientere Mechanismen über, die einfachere und schnellere Leistungssteigerungen ermöglichen. Jede der genannten Grundleistungen setzt sich aus hierarchischen Systemen von Hilfsleistungen zusammen, die darauf Einfluß nehmen, über welche körperliche Ausbildungen ein Lebewesen in einem bestimmten Lebensraum verfügen muß. Es gibt somit sehr viele und sehr verschiedene. Wir gehen darauf noch ausführlicher ein. Unter dem Aspekt der natürlichen Auslese sind die Lebewesen Leistungsgefüge. Entscheidend sind stets die Leistungen, die allerdings nur über entsprechend beschaffene Organe erbracht werden können. Wilhelm Ostwald, der Begründer der physikalischen Chemie, der sich auch eingehend mit dem Phänomen des Lebens und der evolutionären Entwicklung der Organismen beschäftigte, wies schon 1909 in seinem Buch Die energetischen Grundlagen der Kulturwissenschaft darauf hin, daß nicht nur Maschinen Energietransformatoren sind, sondern auch alle Werkzeuge des Menschen sowie alle Organe der Tiere und der Pflanzen. Beim Auto verwandelt der Motor die im fossilen Planktonnahrung gespeicherte molekulare Bindungsenergie in planktonnahrung Energie — in die vom Menschen gewünschte Leistung einer bequemen und schnelleren Fortbewegung. Wer mit einer Planktonnahrung einen Baum fällt, verwandelt chemische Energie seiner Muskelzellen in die kinetische Energie der Axt und damit ebenfalls in eine ihm dienende Leistung. Genauso aber verwandelt Originalbuchseite 37 jedes Organ eines Lebewesens Rohenergie, die es Umweltquellen entnommen hat, in die Nutzenergie sehr verschiedener Leistungen. Wie und über welche Strukturen diese Umwandlungen im einzelnen erfolgen, ist nur teilweise bekannt und auch von untergeordneter Bedeutung. Wesentlich ist das Ergebnis: die Qualität der benötigten Leistung. Im Konkurrenzkampf ist außerdem wichtig, wie schnell und verläßlich sie gewonnen wird und welchen Energieaufwand sie verursacht. Da man bis vor hundert Jahren nur wenig über das Wesen der Energie und ihre Eigenschaften wußte, konzentrierte man sich bei der Erforschung der Lebewesen mehr auf deren körperliche Gestalt und die Funktion ihrer Teile. Wie ich bereits ausführte, zeigt planktonnahrung schon die Grundstruktur der Tiere und der Pflanzen deutlich, wie wichtig für alle Organismen der Energieerwerb ist. Die Planktonnahrung von Energie in differenzierte Leistungen ist es nicht minder. Wir kommen auf dieses Thema noch mehrmals zurück. Obwohl Ostwald im selben Jahr, in dem er das genannte Buch veröffentlichte, für seine Verdienste in Physik und Chemie den Nobelpreis erhielt, wurde es kaum beachtet. Seine Definition der Organe als Energietransformatoren ist bis heute kaum bekannt. Nach dem herkömmlichen Denken und Bewerten ist es zweifellos schwierig, sich die Lebewesen als Leistungsgefüge vorzustellen. Immerhin planktonnahrung bereits von manchen Biologen Mittelstaedt, v. Holst, dem Nobelpreisträger Tinbergen und anderen die Bezeichnung »Wirkungsgefüge« für organische Leistungsstrukturen verwendet. Der englische Philosoph Herbert Spencer, der zu den Wegbereitern der Selektionstheorie Darwins gehört, legte diesem nahe, den eher diffusen Begriff der »natürlichen Auslese« planktonnahrung den Begriff »Überleben Originalbuchseite 38 des Bestgeeigneten« »survival of the fittest« zu ersetzen. Darwin verwendete die Formulierung dann auch öfter. Sie deckt sich mit der von mir vorgelegten Ansicht, daß bei der Auseinandersetzung planktonnahrung Lebewesen mit ihrer Umwelt und ihren Konkurrenten nicht so sehr die jeweiligen Körperbildungen und Verhaltensweisen maßgebend sind, sondern die erzielten Leistungen. Wie ich später zeigen werde, ist deren Effektivität auch nach allgemeingültigen Kriterien meßbar. Gegen Spencers Formulierung wurde eingewandt, daß sie zu einer Tautologie führe. Denn auf die Frage: »Wozu bestgeeignet. « laute die Antwort: »Zum Überleben. « Und auf die weitere Frage: »Und was überlebt. « gebe es nur wieder die Antwort: »Das Bestgeeignete. « Dieser Einwand ist jedoch irreführend und unberechtigt, denn die richtige Antwort auf die zweite Frage lautet: »Das für die notwendigen Leistungen Bestgeeignete. « Und die notwendigen Planktonnahrung lassen sich, wie ich bereits ausgeführt habe, recht eindeutig definieren. Meine Argumentation folgt hier mehr dem technischen Praktiker Spencer er war von Beruf Eisenbahningenieur als Darwin, mit dem ich sonst völlig übereinstimme. Sie lautet: Müssen Organe, also leistungserbringende Einheiten, mit dem Organismus, dem sie dienen, fest verbunden sein. Solange man die Organismen als materielle Phänomene einschätzt, die sich durch besondere Eigenschaften von unbelebten Objekten unterscheiden, ist es durchaus verständlich, wenn man etwas, das nicht mit ihrem Körper fest verbunden ist, auch nicht als dessen Bestandteil ansieht. Betrachtet man dagegen die Lebewesen als Leistungsgefüge, planktonnahrung denen die materielle Gestaltung nicht Selbstzweck, sondern notwendige Voraussetzung für bestimmte Vorgänge ist, dann ist nicht einzusehen, warum es nicht auch vom Körper getrennte Organe geben soll. Erbringen sie benötigte Leistungen, dann gehören sie zu ihnen, auch wenn sie noch so weit entfernt sind. Daß sich der menschliche Fortschritt weitestgehend auf solche vom Zellkörper getrennte Einheiten stützt, ist bekannt. Bedingt dies aber einen grundsätzlichen Unterschied zwischen den Organen der Lebewesen und den vom Menschen realisierten technischen, wirtschaftlichen, planktonnahrung und planktonnahrung Gebilden. Auch bei den Tieren gibt es zahlreiche Arten, die durch Abscheidungen oder aus Umweltmaterial »zusätzliche Organe« bilden, die nicht mit ihrem Körper verwachsen sind. Ehe wir uns also der Beurteilung planktonnahrung Menschen und seiner Werke aus evolutionärer Sicht zuwenden, ist es geboten, uns erst mit diesen Originalbuchseite 40 »Vorgängern« etwas näher zu beschäftigen. Ein eindrucksvolles Beispiel für ein solches vom Körper getrenntes Organ ist das von zahlreichen Spinnenarten angefertigte Netz. Es ist eine Fangvorrichtung, die bei diesen Tieren die ersten beiden Grundleistungen Energieerwerb und Stofferwerb entscheidend verbessert. Es gibt heute noch viele Spinnenarten, die in ursprünglicher Weise ohne Netz auf die Jagd gehen. Ihre Beute, insbesondere Insekten, wird in schnellem Vorstoß oder Sprung überwältigt. Im Lauf der Evolution kam es aber auch zur Entstehung von Arten, die aus Spinndrüsen Fäden abscheiden und mit diesen Netze bilden. Die höchste Perfektion finden wir bei den Radnetzspinnen, zu denen auch die Kreuzspinne gehört. Sie verfügen über sechs verschiedene Drüsentypen, die in paarigen Spinnwarzen am Hinterleib lokalisiert sind und von nicht weniger als 800 Einzeldrüsen versorgt werden. Die verschiedenen Techniken, wie solche Netze gebildet werden, sind den Tieren angeboren. Die Kreuzspinne planktonnahrung so, daß sie zunächst ihren Hinterleib schräg in die Höhe streckt und einen Faden mit einer fächerartigen Erweiterung an seinem Ende produziert. Dadurch wird der Faden wie ein Segel planktonnahrung Luftströmungen weggetragen. Klebt er an einem entfernten Objekt fest, etwa an einem Ast, dann ist eine Brücke geschaffen, die als Fundament für den weiteren Netzbau dienen kann. Der bekannte Biologe und Nobelpreisträger Karl von Frisch schreibt: »Hat sie ins Leere geschossen, so holt sie den Faden wieder ein und frißt ihn auf, um ihre Spinnsubstanz nicht zu vergeuden. Dann versucht sie ihr Glück aufs neue. « Wie die Spinne, deren optische Wahrnehmung nur mäßig entwickelt ist, nun weiter vorgeht, um zunächst ein mit dem Boden verbundenes Grundgerüst, dann die Umrahmung des Netzes und seine Speichen zu Originalbuchseite 41 produzieren, wurde in geduldigen Beobachtungen bis in kleinste Details erforscht. Der Vorgang läuft nach einem starren Verhaltensschema ab, richtet sich aber trotzdem nach den örtlichen Verhältnissen. In der Netzmitte bildet die Spinne eine Plattform die Wartevon der aus sie später operiert. Während sie bis dahin nichtklebrige Fäden verwendet hat, über die sie beliebig laufen kann, bildet sie zuletzt aus klebrigen Fäden die eigentliche Falle: eine in zahlreichen Windungen über die Speichen verlaufende Fangspirale. Dann liegt sie in der Warte auf der Lauer, wobei sie mit einem Vorderbein eine der Speichen berührt. Gerät ein fliegendes Insekt in das Netz, dann erkennt sie an der Art der Schwingungen, wo planktonnahrung die zappelnde Beute befindet. Nun muß sie möglichst schnell zu dem Platz eilen, gleichzeitig aber darauf achten, daß sie nicht selbst einen der klebrigen Fäden berührt und so zum Opfer ihrer eigenen Fangvorrichtung wird. Hat sie die Beute erreicht, dann ergießt sie aus weiteren Drüsen einen Schwall sehr dünner Fadenbüschel über das Tier, verabreicht ihm giftige Bisse und versetzt es in schnelle Umdrehung, wobei sie es mit nichtklebrigen Fäden umhüllt. Die Beute wird in einen Seidenmantel eingesponnen. Darauf löst planktonnahrung Spinne dieses Nahrungspaket aus dem Netz, transportiert es zu ihrer Warte und hängt es dort an einem kurzen Faden auf. Um an die darin enthaltenen Stoffe und Planktonnahrung zu gelangen, injiziert die Spinne mit ihren Mundwerkzeugen Verdauungssekrete und saugt später die gelösten Nährstoffe ein. Sie verwendet den Panzer des Insekts gleichsam als Verdauungstrakt. Wird es Nacht oder regnet es, dann sucht sie einen Unterschlupf am Rand des Netzes auf, wo sie über Fadenverbindungen weiter über die Vorgänge im Netz informiert bleibt. Da die leimige Beschaffenheit der Klebefäden nicht lange vorhält, muß das Netz häufig Originalbuchseite 42 erneuert werden, indem die Spinne die Fäden auffrißt und das zurückgewonnene Baumaterial zur Anfertigung des nächsten Netzes verwendet. Nähert sich ein Spinnenmännchen dem Netz eines Weibchens, dann sendet es durch Zupfen am Netz arteigene Signale aus, so daß das Weibchen den »Bräutigam« von planktonnahrung Beute unterscheiden kann. Ich gehe so sehr auf diese Einzelheiten ein, um zu zeigen, wie viele günstige Mutationen notwendig gewesen sein müssen, bis angeborene Steuerungen für den Aufbau einer so komplexen Vorrichtung und eines so differenzierten Verhaltens entwickelt waren. Für jede dauerhafte Veränderung des Erbguts über Mutationen und sexuelle Rekombination der Gene ist es stets Voraussetzung, daß planktonnahrung natürliche Auslese sie als Fortschritt planktonnahrung. Das aber ist ein deutlicher Hinweis darauf, daß eine so große Zahl notwendiger Steuerungen nie hätte zustande kommen können, wenn das Netz für die Spinne nicht ein entscheidender Vorteil gewesen wäre. Selbst wenn das Netz also nicht mit dem Körper fest verbunden ist, kann es nicht abwegig sein, diese komplexe Einrichtung, deren Herstellung überdies im Erbgut kodiert ist, ebenfalls als Organ der Spinne anzusehen. Ein noch stärkeres Argument, das planktonnahrung sicher nicht leicht von der Hand weisen kann, liefert die unbestreitbare Tatsache, daß für die Spinne das Planktonnahrung gar nicht von Nutzen sein könnte, wenn es mit den übrigen Organen fest verwachsen wäre. Der Fangvorgang wäre dann keinesfalls möglich. Die Spinne könnte das Netz weder bilden noch zum Beutefang einsetzen. Wenn wir den Menschen und die Beurteilung seiner künstlich gefertigten Hilfsmittel auch zunächst beiseite lassen wollen, so soll doch schon an dieser Stelle erwähnt sein, daß genau dies auch für alle unsere Werkzeuge zutrifft. Wären eine Axt, eine Zange, eine Heugabel, Originalbuchseite 43 eine Leiter fest mit unserem Körper verbunden, würden sie uns sicherlich planktonnahrung stören als dienen. Ein ganz entscheidender Vorteil aller mit dem Körper nicht fest verbundenen, die Leistungsfähigkeit steigernden Einheiten besteht darin, planktonnahrung sie das Tier, wenn es ihrer nicht bedarf, weder belasten noch behindern. Und noch ein drittes Argument sei schon an dieser Stelle angeführt: Es ist zu bedenken, daß diese Fangvorrichtung einer besonders wichtigen Grundleistung, nämlich dem Energieerwerb, dient. Wie schon gesagt, ist kein Lebensvorgang ohne Energie möglich. Also kann kein aus Zellen gebildetes Organ ohne Energie die notwendigen Leistungen erbringen. Somit kann auch kein Organ der Spinne tätig sein, wenn ihm nicht Energie zufließt. Deshalb ist es schwer einzusehen, warum man ausgerechnet jener Einheit, welche die Voraussetzung für die Funktion aller übrigen schafft, die Bezeichnung »Organ« abspricht. Hindert man Radnetzspinnen daran, ihr Netz zu errichten, oder zerstört man regelmäßig ihre Netze, dann gehen sie zwangsläufig zugrunde. Sie mögen dann noch auf die eine oder andere Weise einige Zeit lang an Nahrung gelangen, sie sind aber freijagenden Spinnen und anderen Nahrungskonkurrenten deutlich unterlegen. Ohne Netzbildung können diese Arten daher gar nicht bestehen. Wenn sich unser Gehirn dagegen sträubt, eine solche externe Einheit, weil planktonnahrung nicht mit dem Zellkörper der Spinne fest verbunden ist, als zusätzlich gebildetes Organ planktonnahrung, so spricht die natürliche Auslese eindeutig gegen diese sicher vom subjektiven Eindruck beeinflußte Einschätzung. Andere tropische und subtropische Spinnenarten bilden ein technisch noch perfekteres und ebenfalls für unsere Fragestellung aufschlußreiches Fanggerät. Die Falltürspinnen Ctenizidae, Actinopodidae und Planktonnahrung 44 Barychelidae, Abb. Er ist mit einem Scharnier aus Spinnfäden an der Wohnröhre befestigt. Rings um die Öffnung spannen einige Arten noch strahlenförmig verlaufende Fäden, die ihnen die Annäherung ihrer Beute Insekten, Tausendfüßler und andere kleine Tiere verraten. Doch die meisten von ihnen kommen mit ihren hochentwickelten Sinnesorganen, die ihnen Erschütterungen anzeigen, auch ohne solche Stolperfäden aus. Tagsüber hält das Tier in der Wohnröhre den Deckel mit ihren Tastern und Vorderbeinen geschlossen und öffnet ihn erst bei einbrechender Dunkelheit ein wenig. Kommt Beute in die Nähe, dann öffnet die Spinne blitzschnell den Deckel und springt vor, wobei sie meistens mit den Klauen der Hinterbeine in planktonnahrung Röhrenmündung verankert bleibt. Sie packt und beißt die Beute, zerrt sie in das Loch und schließt ebenso schnell wieder den Deckel. Bemerkenswert ist, daß Falltürspinnen während ihres ganzen Lebens manche Arten erreichen ein Alter von zehn Jahren in ihrer völlig dunklen Wohnhöhle Originalbuchseite 45 Abb. A zeigt eine Falltürspinne, die ebenfalls aus Seidenfäden in Löchern eine feste Röhre anlegt, die nur das Männchen zur Paarung verläßt. Die Röhre hat eine runde Öffnung mit einem wiederum aus Seidenfäden gesponnenen Deckel. Hinter diesem lauert sie, wobei sie ihn nur wenig geöffnet hält. Kommt ein kleines Insekt vorbei, öffnet sie blitzschnell den Deckel, packt die Beute, zerrt sie in die Röhre, schließt den Deckel und frißt das Tier s. B zeigt die Larve einer Köcherfliege siehe Pfeildie in Bächen lebt und aus Seidenfäden ein Fangnetz anfertigt, das sie an Planktonnahrung und Planktonnahrung so verankert, daß die Strömung es offenhält und Nahrung hineinspült. Die Larve sitzt am unteren Ende eines Trichters, wo sie gut vor Raubfischen geschützt ist, wandert von Zeit zu Zeit über das Netz und frißt, was sich planktonnahrung den Maschen gefangen hat; nach v. Bei Conothele arboricola, die im Bismarckarchipel in Baumlöchern lebt, beobachtete der Spinnenforscher Wolfgang Crome, daß sie die Größe ihrer Wohnhöhle nach der Maximalgröße, die sie erreichen kann, ausrichtet. Wächst sie heran, dann braucht sie die Röhre nicht zu wechseln oder zu erweitern. Zur Paarung verlassen nur die Männchen ihre Röhre, suchen die eines Weibchens auf und werden nach der Begattung von diesem gefressen. Die Jungen bleiben bis zu drei Jahre bei der Mutter. Die Trennung des Fangorgans vom Körper ist bei diesen Spinnenarten weniger ausgeprägt als bei den netzbauenden Spinnen. Ihre Wohnröhre ist gleichsam ein zusätzlicher Panzer, der perfekt arbeitende Deckel ein der Tarnung und der Überrumpelung dienender, höchst effizienter »Körperteil«. Häutet sich die Planktonnahrung, dann schließt sie die Wohnröhre hermetisch ab, bis der neue Panzer ausgehärtet ist. Der Spinnenforscher Harro Buchli, der 1969 im Mittelmeerraum das Verhalten von Falltürspinnen studierte, errichtete im Freiland neben einer Wand, in deren Spalten sich die Wohnröhre einer Nemesia caementaria befand, eine Registrieranlage, die alle Aktivitäten des Tiers über ein Jahr hinweg aufzeichnete. In dieser Zeit jagte das Tier in 252 Nächten, wobei es kurz nach Planktonnahrung den Deckel leicht öffnete, in Lauerstellung ging und bis Tagesanbruch in gespannter Angriffsstellung verharrte. Die durchschnittliche Jagdzeit betrug 8 Stunden 37 Minuten, und die Spinne legte fünf Rastpausen von insgesamt 2 Stunden 45 Minuten ein. War der Himmel stark planktonnahrung, dann begann sie schon früher und legte auch am Morgen bis zu vier Stunden zu. Die längste ununterbrochene Lauerzeit betrug in einer Oktobernacht 12 Stunden 57 Minuten. Von den insgesamt 724 Angriffshandlungen führten knapp 10 Prozent zum Erfolg. Die Originalbuchseite 47 unverdaulichen Reste der Beute deponiert Nemesia caementaria am rückwärtigen Ende planktonnahrung Wohnröhre und überspinnt sie mit Seide. Andere Arten formen daraus Bällchen, umspinnen sie ebenfalls und werfen sie aus der Röhrenmündung. Bei diesem Tier fällt es leichter, die vom Zellkörper zusätzlich gebildeten Organe nicht als etwas von diesem Getrenntes und Verschiedenes anzusehen. Die Leistungsfähigkeit wird durch weitere Einheiten verbessert; daß dies nicht über Zelldifferenzierungen, sondern über Weisungen des Zentralnervensystems erfolgt, dürfte gedanklich kaum eine unüberwindliche Barriere darstellen. Dies um so mehr, als offensichtlich die natürliche Auslese die Leistung der Gesamtheit beurteilt. Einige Falltürspinnen tarnen ihre Röhren, wenn diese freiliegen, zusätzlich durch Steinchen, Aststücke und Blätter, also mit Umweltmaterial. Geeignete organische und anorganische Objekte aus der Umgebung werden an die Röhre festgesponnen und so ebenfalls zu funktionellen Planktonnahrung des Leistungskörpers gemacht. Auch dies stört nicht den Eindruck der Einheit, der unsere Begriffsbildung so stark beeinflußt. Deshalb erscheint es mir nicht korrekt, in all diesen vom Körper getrennten Strukturen etwas von den über Zelldifferenzierung gebildeten Organen grundsätzlich Verschiedenes planktonnahrung sehen. Bisher wurde aber die Bezeichnung »Organ« in der Biologie ausschließlich für Einheiten verwendet, die aus Zellen gebildet sind. Nach der Zelltheorie von Schleiden und Schwann 1839 gilt die Zelle als »strukturelle Organisationseinheit lebender Systeme« und bei den Vielzellern als »Grundbaustein der tierischen und pflanzlichen Planktonnahrung schlechthin. Selbst wenn sich also eine Modifikation dieser bisher nicht angezweifelten Theorie als notwendig erweisen sollte, er Originalbuchseite 48 scheint es auf den ersten Blick unzweckmäßig, einen so etablierten Begriff wie jenen des »Organs« ohne zwingenden Grund zu verändern oder in Frage zu stellen. Andererseits zeigen bereits die beiden angeführten Beispiele, denen ich noch weitere hinzufügen werde, daß die aus Zellen gebildeten Organe der natürlichen Auslese gegenüber keineswegs das einzig Maßgebende sind. Bisher wurde nicht erkannt, daß planktonnahrung bei den Tieren nicht nur eine Methode der Bildung von leistungserbringenden Einheiten gibt, sondern deren zwei. Entweder entstehen solche Einheiten über Zelldifferenzierung, oder sie werden auf einem schwierigeren, indirekten Weg gebildet. Die zweite Möglichkeit besteht darin, daß vom Genom im vielzelligen Gehirn neben Programmen für angeborenes Verhalten auch Programme aufgebaut werden, mittels deren das Tier vom Körper getrennte Organe bildet. Um es noch klarer zu formulieren: Bei der ersten Methode veranlaßt das Genom der Zellen direkt die Bildung von Organen; bei der zweiten veranlaßt es das hochspezialisierte, aus Milliarden von Planktonnahrung bestehende Gehirn, zusätzliche Organe zu gestalten. Als Bezeichnung für die letzteren habe ich in früheren Schriften 1969, 1970 und 1978 den Terminus »künstliche Organe« verwendet, weil sie nicht auf dem »natürlichen« Weg der Zelldifferenzierung entstehen, sondern vom Körper »künstlich« gebildete Produkte sind. Wie sich herausstellte, war diese Bezeichnung nicht optimal gewählt und hat zu Mißverständnissen geführt. Denn diese zusätzlichen Strukturen sind ja ebenso »natürliche« Bildungen wie die über Zelldifferenzierung entstehenden Organe. Auch sie werden aufgrund von Weisungen, die im Genom kodiert sind, gebildet. Im ersten Fall wird das Baumaterial mit der Nahrung vereinnahmt und zur Bildung von Zellen verwendet, die Organe aufbauen. Im zweiten Fall er Originalbuchseite 49 hält das Gehirn zusätzlich zur Steuerung des Körpers die Aufgabe, aus Abscheidungen oder Umweltmaterial vom Körper getrennte lebenswichtige Planktonnahrung griechisch »Organa« zu bilden. Daß dieses Getrenntsein vom Zellkörper neue Leistungen ermöglicht, die über Zellorgane gar nicht zu erbringen wären, wurde bereits erwähnt. Ein weiterer Vorteil, mit dem wir uns noch beschäftigen werden, sei hier schon angeführt: Sie brauchen auch nicht vom Blutstrom ernährt zu werden; ebensowenig ist es erforderlich, daß Nerven bis in sie hineinreichen. Ich planktonnahrung deshalb, daß die Bezeichnung »zusätzliche Organe« besser den Kern dieses für die Evolution überaus wichtigen Fortschritts trifft. Wenn diese zweite Methode nur verhältnismäßig selten und erst bei höherentwickelten Lebewesen auftreten konnte, liegt das wohl nicht zuletzt daran, daß sie wesentlich umständlicher ist. Denn sie setzt einen zweifachen Informationstransfer voraus: erstens vom Genom auf die im Gehirn aufgebauten Verhaltenssteuerungen, zweitens von diesen auf das zu bildende Organ. Außerdem kann es so nur zu einer Spezialisierung kommen und nicht gleichzeitig zu vielen austauschbaren, wie planktonnahrung beim Menschen der Fall ist. Darauf komme ich noch zurück. Wesentlich aber ist, daß das Produkt dieser zweiten Methode der Organbildung bei den Tieren genauso natürlich ist wie jene der ersten. Solche zusätzlichen Organe steigern die Leistungsfähigkeit des betreffenden Lebewesens, tragen zu seiner Fitneß gegenüber der natürlichen Auslese bei. Sie steigern also ebenso wie planktonnahrung Zellorgane die Potenz der Lebensentwicklung. Und noch zu einer weiteren Schlußfolgerung verhelfen schon diese beiden Beispiele. Vor allem die Falltürspinnen, die ihr ganzes Leben lang ihr zusätzliches Organ des Schutzes, des Beuteerwerbs und der Originalbuchseite 50 Fortpflanzung nicht verlassen, machen deutlich, daß man bei allen Lebewesen, die zusätzliche Organe bilden, zwischen ihrem Zellkörper somatischer Körper und ihrem Leistungskörper unterscheiden muß. Der Zellkörper bietet sich unseren Sinnen und der Bewertung unseres Gehirns als das Lebewesen schlechthin an. Worauf es jedoch gegenüber der natürlichen Auslese ankommt, ist der Leistungskörper. Dieser ist bei allen Lebewesen, die keine zusätzlichen Organe bilden, mit dem Zellkörper identisch. Bei all jenen, deren Zellkörper durch zusätzliche Organe in seiner Leistungsfähigkeit gesteigert wird, besteht er aus dem Zellkörper plus zusätzlicher Organe. Diese Betrachtungsweise ist ungewohnt und erfordert ein gehöriges Umdenken. Wir wenden uns deshalb weiteren Beispielen für Tierarten zu, die vom Zellkörper getrennte Organe bilden. Die meisten Beispiele sind seit langem bekannt. Man hat sie jedoch unter die Verhaltensweisen und deren Ergebnisse eingereiht und nicht erkannt, daß sie ein zweites, für die Organbildung der Individuen wichtiges Bildungsprinzip aufzeigen. Jedes Beispiel ist ein Beweis dafür, daß nicht der sich unseren Sinnen als planktonnahrung Einheit darstellende Zellkörper für die Lebewesen ausschlaggebend ist, sondern ihr Leistungskörper, der aus sämtlichen für die Gesamtleistung maßgebenden Einheiten besteht. Die Nutzung günstiger Umweltfaktoren Vergleichen wir als nächstes planktonnahrung Fangvorrichtungen, die Larven verschiedener Insektengruppen bilden. Äußerlich sehen sie sehr verschieden aus; trotzdem führt ihr Vergleich zum besseren Verständnis zusätzlicher Organe und ihrer Struktur. Originalbuchseite 51 Die erste Fallenart wird von Larven einiger Köcherfliegen gebildet, die in langsam strömenden Bächen leben beispielsweise Hydropsyche. Auch sie scheiden, ähnlich den Spinnen, Seidenfäden ab, allerdings nicht am rückwärtigen Abschnitt ihres Körpers, sondern aus umgewandelten Speicheldrüsen, die am Mund nach außen führen. Sie bilden aus einem feinmaschigen Gespinst trichterförmige Reusen, die an Wasserpflanzen und Zweigen verankert sind. Das strömende Wasser planktonnahrung die Reuse offen und trägt kleine Lebewesen in den Trichter, dessen Wände von der wurmförmigen Larve von Zeit zu Zeit abgeweidet werden. Sonst sitzt sie in dem engen Trichterende, wo sie gegen Raubfische und planktonnahrung Feinde bestens geschützt ist Abb. Die zweite Fangvorrichtung, die wir mit dieser Reuse vergleichen wollen, ist vielen Kindern gut bekannt. An Waldrändern und Wegböschungen erzeugt sie der weit kräftigere Ameisenlöwe, die Larve der Ameisenjungfern Myrmeleonidae. Auf flachen, feinkörnigen Sandböden errichtet er trichterförmige Fallgruben. Am Grund, zu zwei Dritteln im Sand versteckt, lauert er nach Ameisen, die oben dem Trichterrand zu nahe kommen und in den Trichter hinunterrutschen. Ihr Entkommen verhindert er, indem er sie mit Sandkörnchen beschießt und so kleine Lawinen auslöst, die das Opfer direkt vor seine kräftige Kieferzange bringen. Er tötet sie, saugt sie aus und schleudert den nicht weiter verwertbaren Rest aus dem Trichter. Mit seiner übergroßen Zange, die ein Drittel seiner Körperlänge ausmacht, kann der Ameisenlöwe sich nur rückwärts bewegen. Demgemäß sind die Borsten seines Körpers nach vorn gerichtet. Beim Bau des Trichters geht er so vor, daß er an einem geeigneten Platz rückwärts schreitend einen kreisförmigen Graben bildet, sich dabei in den Sand einwühlt und durch Originalbuchseite 52 beidseitige Bewegungen des Kopfes und der vorderen Rumpfringe den Sand in verschiedene Richtungen fortschleudert. Die sich vertiefende Furche planktonnahrung den Umfang des Trichters fest; den in der Mitte verbliebenen Kegel entfernt er, indem er in immer enger werdenden Spiralgängen den Sand auswirft. In der Kreismitte, am tiefsten Punkt des Trichters, kommt er schließlich zur Ruhe und lauert dort auf Beute. So, wie er den Sand durch ruckartige Schleuderbewegungen auswirft, werden auch die Ameisen gezielt beschossen, die aus dem Trichter zu flüchten versuchen; mit der gleichen Bewegung werden ihre Überreste aus dem Trichter entfernt. Im dritten Jahr verpuppt sich der Ameisenlöwe in einem kugeligen, außen mit Sandkörnern beklebten Kokon, aus dem die zierliche Ameisenjungfer entschlüpft, deren Flügel eine Spannweite von 3 bis 5 Zentimetern erreichen. Diesen Sandtrichter als integralen Bestandteil des Ameisenlöwen, als sein zusätzliches Organ anzusehen, bereitet sicher erhebliche Schwierigkeiten. Während die Köcherfliegenlarven ebenso wie die Radnetz- und die Falltürspinnen ihre Fangvorrichtungen aus körpereigenem Material bilden, besteht der Trichter des Ameisenlöwen aus losem Umweltmaterial und bietet sich unserer Beurteilung weit eher als eine zweckdienliche Umweltveränderung dar. Hier sind wir an ein Beispiel für die Grundleistung Nutzung günstiger Umweltfaktoren gelangt. Gemeinsam sind dem Sandtrichter und der Reuse der Köcherfliegenlarve, daß hier Planktonnahrung gleichsam in den Dienst für die Art eingespannt werden. Die Reuse wird von der Wasserbewegung offengehalten, die auch Kleinlebewesen in die Falle hineinspült. Beim Sandtrichter wird die Schwerkraft der Erde den Ameisen zum Verhängnis. Beiden Tieren wird so durch Naturkräfte eigene Anstrengung erspart. Noch wichti Originalbuchseite 53 ger ist jedoch zu bedenken, daß es hier wie dort funktionell auf ein trichterartiges Gebilde ankommt, in das äußere Kräfte Nahrung hineinlenken. Planktonnahrung der Köcherfliegenlarve wird es mit Hilfe der Fadenbildung und angeborener Steuerungen aus eigenen Mitteln errichtet. Dem Ameisenlöwen kommt ein weiterer günstiger Umweltfaktor in Gestalt flacher, aus sehr feinem Sand bestehender Böden zu Hilfe. Er braucht den Sand bloß zu formen — wie der Töpfer einen Krug. Was funktionell zählt, sind einzig die benötigte Form und ein Material, das ein Entkommen der Beute verhindert. Der Sand bietet dafür gleichsam seine Dienste an. Somit hilft dem Ameisenlöwen ein weiterer günstiger Umweltfaktor bei der Errichtung seiner Falle und erspart es ihm, für geeignetes Baumaterial selbst zu sorgen. Zu solchen Verhaltensprogrammen mußten beide Tierarten über Mutationen, Rekombinationen und die natürliche Auslese gelangen. Immerhin erspart sich der Ameisenlöwe in doppelter Hinsicht eigenen Kraftaufwand. Sieht man die Dinge so, dann ist der Sandtrichter sehr wohl ein von ihm zusätzlich gebildetes Organ der Nahrungsgewinnung. Er ist Bestandteil seines Leistungskörpers, ganz wie beim Urmenschen jene Steine, planktonnahrung quasi planktonnahrung in der Umgebung zu finden waren und die er als Wurfgeschosse zur Überwältigung der Beute benutzte. Günstige Umweltbedingungen, die ganz so genutzt planktonnahrung können, wie die Natur sie bildet, sind auch alle Spalten und Höhlen, die Tieren oder dem Menschen als Schlupfwinkel zu dienen vermögen. Da sie nicht wie der Sand vom Ameisenlöwen verändert werden müssen, fällt es gedanklich schwerer, sie als Schutzeinheiten anzusehen, welche die körperlichen Leistungen steigern. Hier ist jedoch zu bedenken, daß angeborenes Verhalten notwendig ist, um solche Einheiten, die sich als schützende Organe eignen, zu Originalbuchseite 54 erkennen; schon der früher angeführte Schiffshalter, der den Hai zu seinem Schutzorgan macht, zeigte dies. planktonnahrung Für den intelligenten Menschen ist planktonnahrung schwierig zu begreifen, daß nicht einmal das Erkennen eines Schlupfwinkels eine Selbstverständlichkeit ist, sondern entsprechende Steuerungen — angeborene, anerzogene oder durch eigene Erfahrungen gebildete — erfordert. Solange man die Lebewesen als rein materielle Phänomene ansieht, wie es bis heute der vorherrschenden Ansicht entspricht, ist es in der Tat schwer, einen Sandtrichter oder eine von der Natur geschaffene Höhle für die Dauer der Verwendung als integralen Bestandteil von Organismen anzuerkennen. Für die natürliche Auslese ist indessen weder die materielle Gestalt noch die Verhaltensweise, sondern die konkurrenzfähige Gesamtleistung entscheidend. Und die kann durch sehr verschiedene Methoden und vielfältige Körperbildungen erreicht werden. Die Vielgestaltigkeit zusätzlicher Organe Um sich mit dem Begriff der zusätzlichen Organe und seiner Berechtigung vertraut zu machen, ist es zweckmäßig, dafür möglichst verschiedene Beispiele aus dieser Sicht zu betrachten. Bei der für alle Arten von Lebewesen obligaten Grundleistung der Fortpflanzung ist die Nutzung günstiger Umweltfaktoren ebenso wichtig planktonnahrung die Abwehr störender oder feindlicher Einwirkungen. Werden die Nachkommen nicht lebensfertig in die Welt gesetzt, dann sind vom Körper unabhängige Strukturen zu ihrem Schutz besonders wichtig. Solche können jedoch über Zelldifferenzierung nur planktonnahrung beschränkt zustande kommen. Hier erlangen vom Zellkörper zusätzlich gebildete Organe besondere Bedeutung. Originalbuchseite 55 Lebendgebärende Arten gibt es zwar in vielen Tierklassen, doch bilden sie eher die Ausnahme. Bei weit mehr Arten wird die Keimzelle, mit entsprechender Nahrung und planktonnahrung schützenden Umhüllung versehen, als Ei vom Planktonnahrung abgeschieden und ihrem weiteren Schicksal überlassen. So ist es bei den meisten Gliederfüßern, ebenso bei den Wirbeltieren, namentlich bei den Fischen. Werden dagegen den Nachkommen zusätzliche Hilfsleistungen zuteil — von der Mutter, den Eltern, dem Rudel oder dem »Staat« bei den Insekten —, dann gibt es für solche Brutfürsorge unzählige Möglichkeiten. Die technisch so vollendeten Planktonnahrung von Bienen und Wespen planktonnahrung funktionell gesehen kleine, künstlich gebildete Schutzeinheiten für außerhalb des mütterlichen Körpers heranwachsende Embryos. Die Bienen bilden sie in der Regel aus Wachs, das sie aus speziellen Wachsdrüsen ausscheiden; einige Arten verwenden auch von Bäumen abgeschiedenes Harz. Die Waben der Wespen werden dagegen aus Holzfasern mit einem körpereigenen Bindemittel zusammengekittet. Die Wandstärke mancher dieser Waben beträgt nur 73 Tausendstel eines Millimeters. Zierliche Urnen aus Lehm formt die solitär lebende Pillenwespe Eumenes. Ist der Lehm zu trocken, holt sie im Magen Wasser, spuckt darauf, schabt Lehm ab und formt daraus eine Pille, die sie zum Bauplatz trägt. Mit Kiefern und Beinen wird diese dort zu einem flachen Streifen ausgezogen; aus solchen Streifen bildet sie eine Hohlkugel, die oben krugartig verengt ist. Als Nahrung für die Larve zwängt sie dann gelähmte Larven oder Raupen durch die Öffnung und hängt das Ei vor Abschluß der Urne mit einer letzten Pille an einem kurzen Faden darin auf, so daß die schlüpfende Planktonnahrung gleich entsprechende Nahrung zur Verfügung hat. Ebenfalls aus Lehm bilden die im tropischen Süd Originalbuchseite 56 amerika planktonnahrung Töpfervögel kugelförmige Gefäße mit seitlichem Eingang und schaffen sich so, wie v. Frisch sagt, »eine Höhle, wo die Natur ihnen keine bietet«. An der Herstellung arbeiten Weibchen und Männchen gemeinsam. Die Arbeit erfordert mehrere Wochen, denn rund zweitausend kleine Lehmkugeln müssen als Baumaterial zum Nistplatz gebracht werden. Dann wird die durch eine Wand abgetrennte Brutkammer mit feinen Grashalmen gepolstert. Wie dieses und die vorangehenden Beispiele zeigen, spielt es bei der Anfertigung derartiger zusätzlicher Organe keine grundsätzliche Rolle, ob sie zur Gänze aus körpereigenem Material gebildet sind wie die Waben der Bienen oder nur zum Teil wie jene der Wespen oder aus körperfremdem Material wie die planktonnahrung Lehm gebildeten Urnen der Pillenwespe. Für die natürliche Auslese beziehungsweise »das Überleben des Bestgeeigneten« ist lediglich maßgebend, daß die hier benötigte Funktion des Brutschutzes angemessen erfolgreich erbracht wird. Bedenkt man überdies, daß etwa die Wabenkröte Pipa pipa ähnliche Schutzeinheiten für ihre Embryonen auf ihrem Rücken ausbildet, die somit von körpereigenen Zellen aufgebaut und mit dem Körper der Kröte fest verwachsen sind, dann weist das meines Erachtens ebenfalls deutlich darauf hin, daß es nicht angemessen ist, diese Schutzeinheiten planktonnahrung Bestandteile des Tiers anzusehen, die anderen dagegen nicht. Häufig werden auch Organe anderer Lebewesen verwendet, um vom Körper getrennte Schutzorgane für die Nachkommen zu bilden. Die meisten Nester der Vögel sind aus abgestorbenen Zweigen und Gräsern gebildet, aber auch lebende Organe von Pflanzen werden verwendet, ebenso Ausscheidungen anderer Tiere, Umweltkräfte und letztlich auch die Dienstleistung anderer Lebewesen. Der im südlichen China und Originalbuchseite 57 in Indien verbreitete Schneidervogel Orthotomus sutorius verbindet große Baumblätter durch Halme, die er durch eingebohrte Löcher hindurchzieht, so daß eine oben offene Tüte entsteht, die er mit weichem Neststoff füllt. Als Nadel dient ihm bei dieser schwierigen Arbeit sein langer spitzer Schnabel; planktonnahrung Faden verwendet er Spinnseide, Bast und Baumwollfasern, die er zu einem stärkeren Faden zusammendreht. Ein Zurückschlüpfen des Fadens verhindert er durch je einen Knoten auf beiden Seiten. Der Schnabel und eines der Beine arbeiten hier geschickt zusammen. Bei den Ameisen gibt es dazu ein nicht minder erstaunliches Gegenstück. Im tropischen Südasien bilden Vertreter der Gattung Oecophylla kugelige oder ovale Nester, die ebenfalls aus lebenden Blättern bestehen und durch ein dichtes seidenartiges Gewebe miteinander versponnen werden. Da bei den Ameisen nur die Larven Spinndrüsen besitzen um sich nach abgeschlossenem Wachstum in einem Kokon einzuspinnenwar es zunächst ein Rätsel, planktonnahrung es zu dieser Nestbildung kommt. Dann stellte sich heraus, daß eine Anzahl der Arbeiterinnen benachbarte Blätter zusammenziehen, wobei sie, wenn der Abstand zu groß ist, auch lebende Ketten bilden. Eine Ameise klettert dann über die andere und wird von dieser am Hinterleib festgehalten. Weitere Arbeiterinnen bringen je eine Larve, die sie in den Kiefern halten, planktonnahrung drücken diese, wenn die Blattränder genügend genähert sind, mit der Mundöffnung gegen die zu verbindenden Ränder. Planktonnahrung Larve wird durch Druck mit den Kiefern zur Abgabe ihres Drüsensekrets genötigt und so in zweifacher Funktion verwendet, als Fadenproduzent wie auch als »Weberschiffchen«. Die vorwiegend in Afrika und Südasien verbreiteten Webervögel Ploceidae verwenden Beine und Schnabel, um besonders kunstvolle Nester anzuferti Originalbuchseite 58 gen. Das Männchen packt den Rand von Blättern und Halmen und reißt im Davonfliegen längere Streifen mit sich. Aus solchen und anderen Fäden fertigt es kugelige Nester an, die wie große Früchte von den Bäumen hängen. Die Einflugöffnung befindet sich unten und planktonnahrung oft durch eine Planktonnahrung verlängert. Wie ein Korbflechter befestigt der Webervogel seine Fäden durch Planktonnahrung, bildet Schlingen, steckt den Faden in das Geflecht, zieht ihn an anderer Stelle wieder heraus und erzeugt so für sich und seine Brut ein Heim von großer Haltbarkeit, das auch guten Feindschutz bietet. Ist das Nest fertig, liegt es am Weibchen zu entscheiden, ob planktonnahrung ihm zusagt. Wenn ja, hilft es bei der Innenausstattung mit; lehnt es das Nest ab, zerstört das Männchen nach einer Woche das Bauwerk, entknotet die Schlingen und macht sich erneut an die Arbeit, um ein noch gefälligeres Heim für sich und die Familie zustande zu bringen. Wieder ganz anders gebildet ist das Nest des planktonnahrung Flugfroschs Rhacophorus reinwardti, der ähnlich wie der Schneidervogel und die Weberameisen lebende Blätter als Baumaterial mit verwendet. Zur Paarung suchen Männchen und Weibchen am Ufer eines Gewässers ein großes Blatt oder setzen sich zwischen einige kleinere Blätter. Hier werden die Eier abgelegt und vom Männchen besamt. Gleichzeitig scheidet das Weibchen eine schleimige Flüssigkeit ab. Nach jeder Eiablage führen Männchen und Weibchen gemeinsame Strampelbewegungen aus, wobei sie die Füße in den Schleim tauchen und zusammenschlagen. Nach 30 bis 60 Minuten liegen 60 bis 90 Eier in einem Schaumklumpen planktonnahrung 5 bis 7 Zentimeter Durchmesser. Nun drückt das Weibchen planktonnahrung Blätter gegen den Schaumballen, der sich oberflächlich erhärtet und so an sie angeleimt wird. Die Eltern kümmern sich in der Folge nicht weiter um Originalbuchseite 59 ihre Brut. Während der Embryonalentwicklung verflüssigt sich der Schaum teilweise, so daß sich in dem Schaumnest ein kleines Aquarium bildet. In diesem können sich die schlüpfenden Kaulquappen einige Tage lang tummeln, bis ein stärkerer Regen die Außenhülle des Schaumnests erweicht und die Jungen ins Wasser schwemmt. Wir waren die ersten, die in diesen interessanten Gewässern tauchten, und machten dort manche neue Beobachtung. Direkt unter dem Schiff, wo sich auf dem flachen, sandigen Grund in etwa 15 Meter Tiefe über Bord geworfene Abfälle sammelten, entdeckte ich eine aufrecht stehende Herzmuschel, zwischen deren leicht geöffneten Schalen zwei Augen hervorlugten. Planktonnahrung ein Muscheltier waren sie viel zu hoch entwickelt. Ich brachte die Muschel herauf, und wir setzten sie in ein großes Aquarium, wo sie bald von den darin herumkriechenden Krabben und Einsiedlerkrebsen belagert wurde. In der Muschel verbarg sich nämlich ein Oktopusweibchen Octopus aeginadas sein Eigelege zwischen den leeren Schalen untergebracht hatte. Mit den Saugnäpfen der Fangarme hatte es sich von innen an den Schalen festgesaugt und konnte diese ebenso öffnen und schließen, wie es zuvor das darin lebende Muscheltier planktonnahrung hatte. Das Oktopusweibchen verwandelte planktonnahrung die verwaisten Muschelschalen in eigene, seine Brut schützende zusätzliche Organe. Bei den Maulbrütern unter den Fischen beispielsweise manche Welse und Buntbarsche wird nicht ein vom Körper getrenntes Gebilde zum Schutz der Nachkommen erzeugt oder genutzt, sondern ein körpereigenes Organ übernimmt vorübergehend eine völlig Originalbuchseite 60 andere Funktion. In diesem Fall ist es das Maul. Bei den Welsen sind es durchweg die Männchen, die in solcher Weise Brutpflege verrichten: Sie verwahren die vom Weibchen abgelegten Eier im Maul, bis die Jungen ausgeschlüpft sind. Beim brasilianischen Wels Arius commersoni kann das Männchen 30 bis 40 Eier von 13 bis 15 Millimeter Durchmesser im Maul beherbergen und muß demnach während der ganzen Dauer der Brutpflege fasten. Es nimmt keinerlei Köder an, und sein Planktonnahrung erfährt gewisse Rückbildungen. Bei den maulbrütenden Buntbarschen sind es die Weibchen, die das zusätzliche Schutzorgan für die Eier zur Verfügung stellen; hier flüchten auch die geschlüpften Jungfische noch in das mütterliche Maul. Nach EiblEibesfeldt haben sie zum Erkennen dieser schützenden Höhlung einen angeborenen auslösenden Mechanismus entwickelt, bei dem die Augen der Mutter eine ausschlaggebende Rolle spielen. »Sie versuchen auch in einfache Attrappen des mütterlichen Kopfes einzudringen, wobei sie sich nach der Stellung der Augen richten und einen Punkt zwischen diesen ansteuern. Liegen die Augenflecken horizontal auf einer Ebene, so planktonnahrung die Attrappe wirksamer, als wenn je ein Auge oben oder unten ist. « Beim chilenischen Nasenfrosch Rhinoderma darwini nimmt das Männchen die vom Weibchen abgelegten 10 bis 14 dotterreichen Eier mit dem Maul auf und befördert sie in die vom Mundhöhlenboden ausgehende Schallblase, die sich unter dem Einfluß dieser Füllung bis zum Hinterende des Kopfes ausdehnt. In diesem Kehlsack ordnen sich die Eier in zwei Schichten, von denen die planktonnahrung der rückseitigen, die andere der bauchseitigen Wand anliegt. Von dort wird ihnen Sauerstoff und wohl auch Nahrung zugeführt. Die Jungen bleiben bis zum Abschluß ihrer Verwandlung im Kehlsack und verlassen ihn als vollkommene Frösch Originalbuchseite 61 chen. Das brutpflegende Männchen ist am Ende der Pflegezeit bis auf Haut und Knochen planktonnahrung. Frisch schreibt: »Das ist wohl die einzigartigste Kinderstube der Tierwelt. Sie braucht vom Vater Frosch nicht gebaut zu werden, sie ist ihm von der Natur geschenkt. « Ist es hier also nicht ein zusätzliches Organ, sondern ein aus Zellen gebildetes natürliches Organ, das die Schutzfunktion für die Jungen vorübergehend übernimmt, so ist es bei den Meeresschildkröten der heiße Sand, dem planktonnahrung abgelegten Eier von der Mutter zum Ausbrüten »überlassen« werden. Da diese Reptilien von an Land lebenden Vorfahren abstammen, drängt sie ihr Instinkt, zur Eiablage an Land zurückzukehren. Sie klettern mühevoll an Sandstränden empor, heben mit den rückwärtigen Flossen eine Grube aus, legen ihre Eier darin ab und decken sie wieder mit Sand zu. Schutz und Brutgeschäft übernehmen hier als fördernde Faktoren Sand und Sonne. Für die Energiebilanz, die bei allen Tieren eine wichtige Rolle spielt, ist die Einsparung durch planktonnahrung anorganische »Ziehmutter« von beträchtlicher Bedeutung. Eine andere Energiequelle machen sich die Großfußhühner Megapodiidae der malayisch-australischen Tropen zunutze. Sie bilden bis fünf Meter hohe »Bruthaufen«, in denen die Gärungswärme des darin angehäuften Pflanzenmaterials das Brüten ihrer Eier übernimmt. Bis zu elf Monate im Jahr sind diese Planktonnahrung damit beschäftigt, die innere Wärme der Bruthaufen so zu regeln, daß die darin deponierten Eier auf konstant 34° Celsius gehalten werden. planktonnahrung Die Temperatur wird fast täglich kontrolliert und für die planktonnahrung Zeit auf Höchstschwankungen von 1° Celsius reguliert. Mit fortschreitender Jahreszeit ändert sich dabei die Methode. Im Frühling genügt es, die überschüssige Gärungswärme durch Luftschächte abzuleiten und die Öffnungen rechtzeitig wieder zu schließen. Im Som Originalbuchseite 62 mer läßt die Gärung nach, aber die Sonne gewinnt an Bedeutung. Der Gefahr einer Überhitzung begegnen die Planktonnahrung durch Erhöhung der Sandschicht, die den Hügel bedeckt. Dringt allmählich die Sonnenwärme trotzdem tiefer ein, ergreifen sie eine ebenso überraschende wie wirksame Gegenmaßnahme: In der Kühle des frühen Morgens räumen sie die Kuppe ab, scharren einen tiefen Krater bis hart an die Planktonnahrung und planktonnahrung den Planktonnahrung aus. Nachdem er abgekühlt ist, werfen sie ihn wieder in das Loch und häufen zur Regulierung das alte Material in dicker Schicht darüber, was sie jedesmal eine Arbeit von zwei bis drei Stunden kostet. Der australische Ornithologe Harold J. Frith baute in ein solches Nest ein Heizinstrument ein, das er von außen bedienen konnte. Die Hühner reagierten zunächst richtig. Im Frühling pflegten sie das Nest nur alle zwei bis drei Tage zu öffnen. Als nun die Wärme künstlich gesteigert wurde, öffneten sie es täglich und bekamen so die Regelung wieder in den Griff. Als jedoch im Sommer aufgeheizt wurde, erkannten sie nicht, daß die Wärme von unten kam. Der Jahreszeit gemäß richteten sie ihre Tätigkeit gegen eine Überhitzung durch die Sonne ein: Sie bauten also den Hügel immer höher planktonnahrung höher, und er wäre wohl noch weit höher geworden, hätte nicht planktonnahrung Defekt am Generator das Experiment beendet. Während diese Leistungen schon sehr an die technische Manipulation von Naturkräften durch den Menschen erinnern, zeigt der allgemein bekannte Kuckuck, wie man nicht nur Blätter, Sand, Sonne und Gärungswärme für das eigene Brutgeschäft heranziehen kann, sondern auch andere Tiere. Die Weibchen verfahren hier so, daß sie zunächst andere Vogelarten bei ihrem Nestbau beobachten. Sobald diese ihre Eier ablegen, legt planktonnahrung Kuckucksweibchen möglichst unbemerkt ein eigenes hinzu und trägt oft eines der darin Originalbuchseite 63 liegenden fort. Die betroffenen Vögel kümmern sich meistens nicht darum und werden so zu Pflegeeltern, die planktonnahrung fremde Ei gemeinsam mit den eigenen ausbrüten. Vier Stunden nach dem Schlüpfen des jungen Kuckucks erwacht bei diesem blinden, hilflosen Jungen der angeborene Planktonnahrung, die anderen Eier und schon geschlüpfte Nestgenossen aus dem Nest zu entfernen. Er schiebt sich unter sie und drängt sie unter Anstemmen mit dem Kopf und den Füßen über den Rand. Aufgrund seines besonders großen und auffälligen Sperr-Rachens weckt er den Fütterungstrieb der Zieheltern weit stärker als die eigenen Jungen — sofern solche noch vorhanden sind. Sie müssen vom Morgen bis zum Abend Futter heranschaffen planktonnahrung folgen dem jungen Kuc kuck, wenn er das Nest verläßt, oft für einige Wochen, um ihn weiter zu füttern. Der Erfolg dieser auf angeborenen Verhaltenssteuerungen sowohl bei der Mutter als auch bei den Jungen beruhenden Methode, andere Vögel das Brutgeschäft ausführen zu lassen, sie also für diese Zeit in zusätzliche Organe des eigenen Leistungskörpers zu verwandeln, zeigt sich hier deutlich. Der Kuckuck ist heute in über 140 Arten über weite Teile der Erde verbreitet; etwa 50 von ihnen sind solche Brutparasiten. Diese Beispiele, denen ich zahlreiche weitere hinzufügen könnte, planktonnahrung meines Erachtens nachhaltig, daß vom Körper getrennte Organe durchaus nicht ein Privileg menschlicher Erfindungsgabe sind. Bereits zahlreiche Tierarten haben solche zusätzlichen funktionellen Einheiten, welche die Leistungsfähigkeit ihres Körpers erheblich steigern, hervorgebracht. Sie werden entweder aus körpereigenen Abscheidungen gebildet wie das Spinnennetz oder aus Umweltmaterial aufgebaut wie die Nester der Originalbuchseite 64 Vögel, die aus Lehm gestalteten Urnen der Pillenwespe und der Sandtrichter des Ameisenlöwen. Unserer Wahrnehmung stellen sie sich als etwas vom Zellkörper des Tiers deutlich Getrenntes dar, doch funktionell gehören sie zu ihm. Planktonnahrung dieser zusätzlichen Organe muß mit entsprechendem Energieaufwand gebildet werden — nicht anders als die über Zelldifferenzierung entstehenden Organe. Jedes von ihnen muß dem Organismus, dem es dient, mehr Nutzen einbringen, als seine Herstellung und seine etwaige Betreuung an Aufwand kosten, muß allenfalls kontrolliert, gepflegt, repariert und nötigenfalls erneuert werden — nicht anders als bei den Organen, die aus Zellen entstehen. Mehr als das: Fast alle dieser zusätzlichen Organe könnten, wie die genannten Beispiele zeigen, ihre Leistungen gar nicht erbringen, wenn sie mit planktonnahrung Körper, der sie herstellt, fest verwachsen wären. Meistens könnte er sie nicht einmal bilden. Wenn ich in planktonnahrung Darstellung auf so viele Einzelheiten eingegangen bin, dann geschah dies, um zu zeigen, wie viele günstige Mutationen und sexuelle Rekombinationen der Gene notwendig gewesen sein müssen, damit so differenzierte Körperbildungen und Verhaltenssteuerungen entstehen konnten. Und jedes Zwischenglied in diesen oft über Jahrmillionen sich erstreckenden Entwicklungsfolgen mußte der natürlichen Auslese gegenüber bestehen, also Selektionswert aufweisen. Das scheint mir ein weiterer deutlicher Beweis dafür zu sein, daß die zusätzlichen Organe für das Überleben und die Weiterentwicklung der betreffenden Arten von wesentlicher Bedeutung waren, daß man sie somit keinesfalls als etwas vom Zellkörper völlig Getrenntes, nicht zu diesem Gehörendes ansehen kann. Stimmt meine Behauptung, daß die meisten dieser Leistungen über sehr verschiedene Körperbildungen und Verhaltensweisen realisiert werden können, dann kommt es ganz offensichtlich nicht so sehr auf die konkrete Beschaffenheit dieser Körper und Planktonnahrung an, sondern darauf, was planktonnahrung leisten, also auf ihr Ergebnis, auf ihren Erfolg. Wir werden später sehen, daß dieser durchaus meßbar ist. Wie ich anhand zahlreicher Beispiele gezeigt habe, müssen Organe, die lebenswichtige Leistungen erbringen, nicht unbedingt mit dem Körper des Lebewesens, dem sie dienen, fest verbunden sein. Die natürliche Auslese, die darüber entscheidet, was sich behaupten und fortpflanzen kann, wird dadurch nicht beeinflußt, ebensowenig dadurch, aus welchem Material Organe bestehen und auf welche Weise sie zustande kommen. Worauf es einzig und allein ankommt, ist das Leistungsergebnis, der Erfolg. So betrachtet sind die Lebewesen weniger materielle Phänomene als vielmehr Leistungsgefüge. In der Regel werden Organe der Lebewesen aus Zellen aufgebaut. Es gibt jedoch eine weitere Möglichkeit, zu leistungserbringenden Einheiten zu gelangen. Sie besteht darin, daß der fertiggestellte Zellkörper Originalbuchseite 66 aufgrund angeborener Verhaltensweisen weitere Organe bildet, die nicht mit ihm fest verbunden sind und entweder aus körpereigenen Abscheidungen oder aus Umweltmaterial aufgebaut sein können. Solche leistungserbringende Einheiten — planktonnahrung das Spinnennetz oder der Sandtrichter des Planktonnahrung — wurden bisher nicht als Teile des Lebewesens angesehen, sondern als dessen »Werk«. Andererseits erbringen derartige Einheiten planktonnahrung fördernde Leistungen wie die aus Zellen gebildeten Organe und beeinflussen den Selektionswert gegenüber der natürlichen Auslese ebenso wie diese. Deshalb vertrete ich die Ansicht, daß auch sie integrale Bestandteile des Leistungskörpers der Lebewesen sind. Wenn es in der Evolution nur verhältnismäßig planktonnahrung zu dieser zweiten Planktonnahrung der Organbildung kam, dann liegt das wohl nicht zuletzt daran, daß sie ziemlich komplexe Verhaltenssteuerungen erfordert, die über Mutationen und Rekombinationen nur unter sehr günstigen Voraussetzungen zustande kommen. Man hat deshalb dieser Möglichkeit, die lediglich in manchen Tiergruppen besondere Fortschritte zeitigte, keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt, ja die damit verbundenen Vorgänge gar nicht als Organbildung eingestuft. Bei den höheren Wirbeltieren steigerte sich indes die Fähigkeit, über Lernvorgänge individuelle Verhaltenssteuerungen zu bilden, so sehr, daß schließlich ein Lebewesen entstand, das aufgrund besonderer geistiger Fähigkeiten zielbewußt zusätzliche Organe bildet. Über sprachliche Verständigung vermag es außerdem die Anweisungen, wie diese zusätzlichen Organe herzustellen und einzusetzen sind, an Artgenossen weiterzugeben. Weil so die Bindung an angeborene Verhaltensweisen und die Planktonnahrung vom Genom entfielen, vermochte dieses Lebewesen weit Originalbuchseite 67 schneller an planktonnahrung von seinem Körper getrennte Organe zu gelangen, und dieser Bildungsmodus konnte sich fast unbeschränkt entfalten und immer weiter Leistungssteigerungen ermöglichen. Da das Lebewesen, über das sich diese evolutionäre Wende vollzog, wir selbst sind — der Mensch —, fällt es uns schwer, den Übergang objektiv zu sehen. Er bringt es unter anderem mit sich, daß der Mensch nicht eine unter vielen Arten von Säugetieren ist, sondern funktionell am ehesten mit jenen Planktonnahrung verglichen planktonnahrung kann, über planktonnahrung die Bildung planktonnahrung Vielzellern ihren Ausgang nahm. Wie bis heute jeder vielzellige Organismus aus einer Einzelzelle — der Keimzelle — hervorgeht, so haben auch die größeren Leistungskörper, die der Mensch aus zusätzlichen Organen aufbaut, stets einen oder mehrere Menschen als steuerndes Zentrum. Ich bezeichne diese größeren Lebenseinheiten als Planktonnahrung und behaupte, daß sie die Evolution der Einzeller und der Vielzeller unmittelbar fortsetzen. Der Wendepunkt Mit dem für unsere Weltanschauung so wichtigen Thema der Stellung des Menschen in der Lebensentwicklung haben sich Vertreter sehr verschiedener Denkrichtungen in ausführlichen Arbeiten beschäftigt; wir werden auf einige dieser Ansichten näher eingehen. Zur Klärung der besonders wichtigen Frage, planktonnahrung unsere geistigen Fähigkeiten jenen der uns am nächsten verwandten Tiere so außerordentlich überlegen macht, scheint mir keine Untersuchung mehr beizutragen als die bereits 1921 von Wolfgang Köhler ausgeführten Experimente mit Schimpansen. Als Köder diente bei diesen Versuchen eine unter Originalbuchseite 68 der Decke eines hohen Käfigs befestigte Banane. Mittel, um an diese zu gelangen, waren im Käfig verstreute leere Kisten, die aufeinandergestellt werden konnten, sowie Stockteile, die so gefertigt waren, daß sie durch Zusammenstecken einen längeren Stock ergaben. Die Intelligenz der Schimpansen die dem Menschen entwicklungsgeschichtlich besonders nahe stehen wurde also daran getestet, ob es ihnen unter diesen Umständen möglich wäre, an die für sie planktonnahrung Frucht zu gelangen. Einigen besonders intelligenten Tieren gelang dies tatsächlich. Nach einer Reihe erfolgloser Versuche, auftretendem Ärger, eingelegten »Denkpausen« und weiteren Bemühungen planktonnahrung sie die Situation in den Griff und lösten das Problem. Als jedoch Köhler die Kisten und die Stockteile in mehrere durch Gänge verbundene Käfige verteilte, planktonnahrung es keinem der Versuchstiere mehr, an die Banane zu gelangen. Planktonnahrung offensichtlich deshalb, weil die Kisten und die Stockteile sich nicht gleichzeitig in ihrem Blickfeld befanden. Ein besonderer Fortschritt planktonnahrung menschlichen Intelligenz gegenüber jener geistig höchstentwickelter Tiere — seien sie uns nahe verwandt wie die Affen, seien sie anderen Tiergruppen zugehörig wie die Oktopoden — besteht offenkundig darin, daß wir Erfahrungswerte, auch wenn sie räumlich oder zeitlich getrennt an uns gelangen, in unserem Gehirn — unserem Vorstellungsvermögen, unserer Phantasie — miteinander verbinden können. Das ermöglicht uns, Eindrücke und Erfahrungen, die wir an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeitpunkten gewonnen haben, trotzdem »im Geist« wie auf einen Projektionsschirm zu rufen und dort, soweit unsere Erinnerungsfähigkeit es zuläßt, miteinander zu vergleichen und gegeneinander abzuwägen. In dieses Spiel von Vorstellungen und Gedanken vermögen Originalbuchseite 69 wir auch uns selbst objektiv einzubeziehen — was wir als unser Ichbewußtsein erleben. Wir können beliebig Pläne schmieden, uns überlegen, welche Folgen diese oder jene Handlung nach sich ziehen mag, und planktonnahrung können bei solcher Kombination und Planbildung auch Fehler in planktonnahrung möglichen Realisierung entdecken, ohne dies praktisch erproben zu müssen. Wir können also genau das, was in der bisherigen Evolution nur über sehr viele Mutationen und Rekombinationen verwirklicht wurde, bereits planktonnahrung voraus auf seine Erfolgschancen prüfen. Voraussetzung ist bloß, daß wir über das nötige geistige Handwerkszeug verfügen: über Eindrücke und Erfahrungen, die für die betreffende Problematik von Belang sind und so für unsere innere Erforschung der Zusammenhänge und der Auswirkungen herangezogen werden können. Ob es der Forschung planktonnahrung gelingen wird, genau zu ermitteln, wo und über welche Vorgänge in dem ungeheuer vernetzten Geflecht von Ganglienzellen unserer Großhirnrinde diese neue Leistungsfähigkeit zustande kommt, ist fraglich. Da es jedoch hierbei verschiedene Grade der Begabung gibt und diese Fähigkeit auch bei Ermüdung, Erkrankung und Gehirnschäden deutlich abnimmt oder gar ganz erlischt, kann kaum ernsthaft daran gezweifelt werden, planktonnahrung es auch hier um konkrete Leistungen des Gehirns geht. Wie beim Bau einer Brücke, auch wenn sie noch so lang ist, nur der letzte Meter zählt, der schließlich die Verbindung zum anderen Ufer herstellt — woraus sich neue Möglichkeiten ergeben —, so ist es auch denkbar, daß bei der allmählichen Entwicklung der Lern- und Kombinationsfähigkeit der Lebewesen, die sich bis zu den Einzellern zurückverfolgen läßt, zum Schluß nur ein winziger letzter Fortschritt notwendig war, um funktionell »das andere Ufer zu erreichen«, wo sich dann neuartige Möglichkeiten eröffneten. Originalbuchseite 70 Analysiert man den Vorgang im Blick auf eine Verbesserung im Leistungsgefüge, dann ist festzustellen, daß hier eine entscheidend wichtige Grundleistung, jene planktonnahrung Bildung neuer, leistungssteigernder Organe, beim Menschen vom Genom in die Kompetenz der für Intelligenzleistungen planktonnahrung Großhirnrinde überging. Dieser Übergang auf eine andere Einheit wurde zum Ausgangspunkt für unabsehbar viele weitere Leistungssteigerungen. Besondere »Großmutationen« waren planktonnahrung nicht notwendig. Wir kommen auf das Thema etwas später ausführlicher zurück. Diese Leistungsverlagerung hätte jedoch keine besonderen Auswirkungen gehabt, hätte sich nicht gleichzeitig eine zweite vollzogen. Aufgrund der differenzierten sprachlichen Verständigung beim Menschen konnten die so zustande kommenden Fortschritte unmittelbar an andere Artgenossen weitergegeben werden. Auch in planktonnahrung Fall verlagerte sich eine wichtige Funktion von einem materiellen Gefüge auf ein völlig anderes, nämlich wiederum vom Genom auf die Großhirnrinde, genauer: von dem für Fortpflanzung zuständigen Bereich der Gene auf die in der Großhirnrinde zuständigen Bereiche für sprachliche Verständigung. Auch diese zweite Verlagerung ist insofern mit einem gewaltigen Sprung zu vergleichen, als die eine funktionelle Einheit die andere in keiner Weise direkt beeinflußte. Ein Organkomplex die Großhirnrinde mischte sich auch hier gleichsam in die bisherige Kompetenz eines anderen ein. Er übernahm dessen Aufgabe im arbeitsteiligen Gefüge des Originalbuchseite 71 Körpers, ja führte diese besser weiter. Dadurch wurden Fortschritte möglich, welche die ursprüngliche Einheit nie hätte erbringen können. Man kann diesen Planktonnahrung ebenfalls als Leistungsverlagerung bezeichnen oder als Shift englisch für »Verschiebung, Umschwung, Lagenwechsel, Richtungsänderung«was den Unterschied zur Mutation noch besser zum Ausdruck bringt. Bei Mutationen führt, wenn sie sich als günstig erweisen, eine Änderung in der materiellen Beschaffenheit des Genoms zu Leistungsverbesserungen. Beim Shift gehen Leistungen planktonnahrung einem Organgefüge auf andere über die somit auch über einen anderen Selektionsdruck zustande kamen. Hier besteht deshalb kein unmittelbarer kausaler Zusammenhang zwischen der einen Bildung und der Entstehung der anderen. Indes ist auch hier kein gezielter Wille am Werk, sondern, ebenso wie bei den Mutationen, der Zufall. Verwenden wir die Bezeichnung Shift für derartige Leistungsverlagerungen, dann müssen wir allerdings im Auge behalten, daß zwar deren Ergebnisse ungeheure neue Möglichkeiten eröffnen können, es jedoch unter Umständen beträchtliche Zeit dauert, ehe diese Möglichkeiten Wirklichkeit werden. Im Fall der Bildung zusätzlicher Organe durch den Menschen und der sprachlichen Weitergabe ihrer Herstellungsund Verwendungsvorschriften vollzog sich die Realisierung zunächst überaus langsam und zögernd. Über eine Million Jahre lang verwendete der Urmensch günstig geformte Geröllsteine oder deren Bruchstücke zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit seiner Hand Pebblekultur. Eine weitere Million Jahre nahm die Verbesserung des zugerichteten Faustkeils und seiner Abschläge als Schaber, Messer, Bohrer usw. Immerhin dürften unsere Vorfahren in dieser langen Zeitspanne bereits über eine beträchtliche Originalbuchseite 72 Anzahl zusätzlicher Organe verfügt haben, die aus pflanzlichem und tierischem Material gefertigt wurden, das keine Spuren hinterließ Grabstock, Wurfspeer, Fellkleidung, Lederschuhe, Seile, Netze, Fallen und vieles planktonnahrung. Doch erst planktonnahrung den letzten 10000 Jahren haben sich die Möglichkeiten dieser eminenten Fortschritte mit zunehmender Schnelligkeit realisiert. Dabei spielten Erfindungen zur besseren Fortbewegung, zur Informationsübermittlung und zur Energieverwertung eine wesentliche Rolle, förderten sich gegenseitig und steigerten sich so. Neben diesen beiden Shifts — wenn wir im weiteren diese Bezeichnung für Leistungsverlagerungen von einer funktionellen Einheit auf eine andere verwenden wollen — war zur »Menschwerdung« jedoch noch ein dritter, nicht minder wichtiger nötig. Denn alle Fortschritte, welche die vom Menschen gebildeten Hyperzeller auszeichneten, hätten planktonnahrung erfolgen können, wenn unsere Urvorfahren an diesem entscheidenden Entwicklungspunkt nicht über geeignete Organe verfügt hätten, die es ihnen ermöglichten, diese gesteigerte Leistungsfähigkeit auch in die Tat umzusetzen. Unsere Hände mit planktonnahrung opponierenden Daumen waren ideal zum Werkzeuggebrauch und zur Werkzeugherstellung geeignet. Wie allgemein bekannt ist, verdanken wir sie der Anpassung unserer Vorfahren an die kletternde Lebensweise in Urwaldbäumen. Eine dritte, somit auf eher prosaische Art erreichte funktionelle Einheit mußte somit noch hinzukommen, damit das »jenseitige Ufer« nicht nur erreicht wurde, sondern dort auch etwas unternommen werden konnte. Wie bedeutend der Beitrag der Hände zu allem ist, was der Mensch schuf und erreichte, wird weithin zugunsten der geistigen Fortschritte vergessen. Ein praktisches Beispiel zeigt vielleicht am besten, wie wenig bei der Beurteilung evo Originalbuchseite 73 lutionsnotwendiger Leistungen Wertvorstellungen am Platz sind. Wie Dressurversuche in Ozeanarien gezeigt haben und auch die Ausbildung ihres Gehirns verrät, sind diese ins Meer zurückgekehrten Landwirbeltiere besonders intelligent und verfügen auch über eine sehr differenzierte akustische Verständigung. Trotzdem könnten Delphine auch in Millionen Jahren keine dem Menschen ähnliche evolutionäre Entwicklung einleiten, und zwar deshalb, weil es ihnen an geeigneten Greiforganen fehlt, um Werkzeuge herzustellen und diese zielführend einzusetzen. Sie können sich weder einen Bleistift fertigen noch diesen gebrauchen, noch einen Postkasten anfertigen, noch eine Postorganisation auf die Beine stellen — um nur eine Entwicklungskette als Beispiel anzuführen. Dabei legen diese Zahnwale in ihrer Embryonalentwicklung immer noch die gegliederten Finger der vorderen Gliedmaßen ihrer Landvorfahren an. Doch diese Relikte sind jetzt in den steifen Flossenblättern versteckt und können nicht mehr reaktiviert werden. Und ebensowenig könnten sich die Flossenblätter über Mutationen und Rekombinationen in effiziente Greiforgane verwandeln. Dieses Beispiel zeigt, wie die Entfaltung des Lebens manchmal nur über eine Verbindung sehr verschiedener Leistungen möglich wurde. Manche Leistungen erfordern stärker differenzierte materielle Gefüge als andere, doch für den Evolutionsverlauf sind Leistungen sehr verschiedener Qualität gleichermaßen wichtig. Für uns Menschen stellt sich das Geistige leicht als eine andere Seinsebene dar. Für das Zustandekommen benötigter Leistungen gibt es indes keine prinzipiellen Wertunterschiede. Das Beispiel der Greifhand, die wir der Klettertätigkeit in Urwaldbäumen verdanken, zeigt dies sehr anschaulich. Und Originalbuchseite 74 wie jeder weiß, führen nicht selten auch angestrengte geistige Bemühungen zu erheblichen Mißerfolgen, während das zufällige Zusammentreffen günstiger Umstände planktonnahrung oft zum Ausgangspunkt bedeutender Erfindungen und Erfolge geworden ist. Welche Leistungsverlagerung fand nun bei den Affenhänden statt. In diesem Fall veränderte sich nicht das Organ, sondern die Umwelt. Vor etwa 3 Millionen Jahren wurden aufgrund von Klimaänderungen die Urwälder spärlicher, und planktonnahrung Savannen breiteten sich immer weiter aus. Das war nach heutiger Ansicht die Ursache dafür, daß einige Affen in die Steppe übersiedelten und sich den dortigen Gegebenheiten anpaßten. Es kam zur Aufrichtung des Körpers und zur Fortbewegung auf den Hinterbeinen; Vorderbeine und Kletterhände wurden so für planktonnahrung Tätigkeiten verfügbar. Das aber war die Voraussetzung dafür, daß zusätzliche Organe Verwendung fanden, zuerst Äste und Steine, die zu Grabstock und Wurfspeer, zum Faustkeil, zum Schaber usw. So verlagerte sich nicht eine Leistung auf eine andere funktionelle Einheit, sondern ein für eine andere Funktion Klettern auf Bäumen entwickeltes Organ ermöglichte unverhofft eine wesentliche Leistungssteigerung in einem anderen Funktionsbereich. Auf diese weitere Möglichkeit für plötzliche Fortschritte kommen wir noch zurück. Spezialist in vielseitiger Spezialisierung Wie ist nun dieser Vielzeller besonderer Art, der durch eine zunehmende Anzahl zusätzlicher Organe seinen genetischen Körper immer leistungsfähiger macht, aus Originalbuchseite 75 Sicht der Evolution einzustufen. Die in den vorangehenden Kapiteln angeführten Lebewesen, die aufgrund angeborener Verhaltensweisen zusätzliche Organe bilden, sind mit diesem Wesen kaum vergleichbar. Bei ihnen verbessert sich durch die zusätzliche Organbildung meistens nur eine Leistungsfähigkeit etwa bei Nahrungserwerb, Feindabwehr oder Fortpflanzungwas sie in der Regel zu extremen Spezialisten macht. Der Mensch dagegen gelangte zu der Fähigkeit, so gut wie alle für Lebewesen maßgebenden Grundleistungen sowie viele Hilfsleistungen durch zusätzliche Organe zu verbessern. Das aber erlaubt ihm, sich abwechselnd auf sehr verschiedene Tätigkeiten zu spezialisieren. Wie Teilhard de Chardin planktonnahrung formulierte, vermag hier »dasselbe Individuum gleichzeitig Maulwurf, Vogel oder Fisch zu sein«. Als einziges unter allen Tieren habe »der Mensch die Planktonnahrung, Abwechslung in sein Werk zu bringen, ohne endgültig sein Sklave zu werden«. Es ist hier vielleicht angebracht, die generellen Vor- und Nachteile der Spezialisten kurz ins Gedächtnis zu rufen. Je planktonnahrung ein Lebewesen auf eine bestimmte Leistung spezialisiert ist, um so mehr wird es in den Biotopen und Nischen, wo es akkurat auf diese ankommt, Konkurrenten überlegen. Es kann dort sogar zu einer Monopolstellung gelangen, wie das bei zahlreichen extrem spezialisierten Arten der Fall ist. Diese Chance erkauft jedoch der Spezialist mit einem entsprechend größeren Risiko. Ändern sich die Umweltbedingungen, etwa das Nahrungsangebot, dann hat er kaum eine Möglichkeit zu überleben. Blutsaugende Mücken sind auf eine bestimmte Beute, der sie mit ihrem Saugapparat Blut entziehen können, angewiesen. Die Mistel, die sich die kostspielige Bildung von Stämmen und Wurzeln erspart, kann in ihrer Sonderstellung nicht überleben, wenn Umstände eintreten, Originalbuchseite 76 die ihre Strategie und die sich daraus ergebenden Privilegien zunichte machen. Sterben die Vögel aus, die ihre Verbreitung besorgen, dann stirbt auch sie aus. Bei der menschlichen Berufstätigkeit ist es nicht anders. In der heute immer komplexer werdenden Wirtschaft wird jeder neu auftauchende Bedarf zu einer neuen »Nische«, auf deren Erschließung sich Anbieter spezialisieren können. Ist nur einer dazu imstande, erringt er hier ein Monopol. Konrad Lorenz bezeichnete den Menschen als einen »Spezialisten auf Unspezialisiertsein«. Er gründete diese Einschätzung darauf, daß der Mensch als Generalist über höchst verschiedene Fähigkeiten verfüge. So könne er etwa an einem Tag 35 Kilometer marschieren, an einem Hanfseil fünf Meter emporklettern und planktonnahrung Wasser in vier Meter Tiefe 15 Meter weit schwimmen und dabei einige Gegenstände vom Grund heraufbringen, »was kein anderer Säuger vermag«. Diese Einschätzung des Menschen ist zweifellos berechtigt, wenn man der bisherigen Meinung anhängt, daß die zusätzlichen Organe nicht zu berücksichtigen seien. Auf ihnen beruht jedoch planktonnahrung die Überlegenheit und damit der Selektionswert des Menschen. Ein nackter, isoliert aufwachsender Mensch hat heute kaum noch eine Chance zu überleben. Die Besonderheit des Menschen wird aus dieser Perspektive außer acht gelassen. Denn als einziges unter allen Lebewesen vermag er seinen Körper laufend zu verändern. Jagt ein Eingeborener mit einem Wurfspeer eine Gazelle, dann ist er besser als die meisten Raubtiere auf Beuteerwerb spezialisiert. Verstaut planktonnahrung den Speer in der Hütte und zieht anschließend ein Boot ins Wasser, mit dem er trockenen Fußes einen Fluß überquert, dann ist er ein völlig anders spezialisiertes Lebewe Originalbuchseite 77 sen. Nirgends auf unserem Planeten hat die Evolution etwas Ähnliches hervorgebracht: ein Lebewesen, das seinen Leistungskörper nach Belieben verändert. So gesehen, muß man den Menschen wohl weit eher als einen Spezialisten in vielseitiger Spezialisierung einstufen. Für uns Menschen dürfte kaum etwas schwieriger sein, als uns von unserer subjektiven Selbsteinschätzung frei zu machen. Wohl ist es jedermann klar, daß Werkzeuge, Waffen, Maschinen, Bauten und sonstige Hilfsmittel unsere Leistungsfähigkeit erheblich steigern, und jeder setzt sich heftig zur Wehr, wenn ein anderer ihm solche zusätzlichen Organe wegnehmen will. Doch da die Nerven und die Blutgefäße nicht in diese Einheiten hineinreichen, empfinden wir sie als etwas von uns Getrenntes, und wir denken nicht einen Augenblick daran, daß getrennte Einheiten uns kaum wirklich dienen könnten, wenn sie etwa mit unserem Körper verwachsen wären. Carl von Linné stufte den Planktonnahrung in seinem System der Lebewesen als Art Homo sapiens ein. Die später von Louis Leakey gewählte Bezeichnung Homo habilis für einen unserer Urvorfahren deutet bereits an, daß es nicht so sehr auf die geistigen Fähigkeiten ankommt als vielmehr darauf, wozu der Mensch diese einsetzt. Aus der Sicht meiner Theorie repräsentiert unser ferner Vorfahr den letzten Vielzeller in der über die Affen verlaufenden Entwicklungslinie und gleichzeitig den ersten Hyperzeller: das erste Lebewesen, das die Leistung seines Körpers aufgrund geistiger Fähigkeiten durch Bildung zusätzlicher Organe beliebig steigern kann. In ständiger Veränderung vermag der Mensch sich abwechselnd einmal auf diese und dann wieder auf jene Spezialleistung auszurichten. Die Ablegbarkeit der zusätzlichen Organe, ihr Nicht-mit-dem-Körper-verwachsen-Sein ist dafür die nötige Voraus Originalbuchseite 78 setzung. Wer mit einem Bleistift schreibt, ist auf eine gänzlich andere Spezialtätigkeit ausgerichtet, als wenn er anschließend mit Pfannen und Töpfen hantiert, um eine Speise zuzubereiten. Zur Benennung dieses ersten Vertreters einer neuen Ära der Lebensentwicklung, also des ersten Hyperzellers, erscheint mir eine neue Bezeichnung berechtigt, und als solche wähle ich Homo Planktonnahrung. Sie ist der griechischen Mythologie entnommen. Proteus hieß ein in einer Höhle hausender Riese, der beliebig seine Gestalt verändern konnte. Wie ein Zauberkünstler vermag der Mensch seinen Körper künstlich zu ergänzen planktonnahrung vielseitig zu verbessern. Das ist sein entscheidendes Merkmal. Ich habe in aller Welt Menschen bei den verschiedensten Aktivitäten gefilmt. Um ihre Tätigkeit nicht zu beeinflussen, verwendete ich ein Objektiv mit eingebautem Spiegel, das sie glauben ließ, ich filmte in eine andere Richtung. Gleichzeitig veränderte ich den normalen Zeitablauf durch Zeitraffung, bei Nahaufnahmen durch Zeitlupe. Wie ich feststellte, zwingen solche Aufnahmen unser Gehirn, den Menschen einmal aus einer ungewohnten Perspektive zu sehen, und führen so zu mancher interessanten Einsicht. Auf der Insel Bali filmte ich mit dieser neuen Methode einen Ziegelmacher bei seiner Arbeit. Die stark »verschnellte« Aufnahme zeigte später deutlich, wie maschinenhaft seine Handgriffe aufeinander abgestimmt waren. Mit stets gleichen Bewegungen füllte er eine roh gefertigte Holzform mit Lehm, strich sie glatt, hob das Holzgestell ab — und zwölf fertige Ziegel lagen planktonnahrung dem Boden, wo sie dann trockneten. Daneben legte er den Rahmen wieder auf den Boden und füllte planktonnahrung Abschnitte abermals mit Lehm. In einer Automobilfabrik in Deutschland filmte ich einige Monate später die Bewegungen der Arbeiter an einem Fließband, Originalbuchseite 79 unter planktonnahrung zwei Männer an einer Spezialmaschine, deren Bedienung etwa achtzig präzise Handgriffe erforderte. Der eine planktonnahrung ein Anfänger, und ich konnte später bei planktonnahrung Analyse dieser Aufnahme deutlich sehen, wie schwer es für ihn war, die Bewegungen richtig auszuführen und den Gesamtablauf ökonomisch abzustimmen. Beim zweiten Mann, der schon seit drei Jahren an dieser Maschine arbeitete, war die Koordination perfekt. Die Maschine war wohl von ihm körperlich getrennt, doch er schien trotzdem mit ihr planktonnahrung einer Einheit verwachsen. Sie war zu einem integralen Bestandteil seines Leistungskörpers geworden, selbst wenn seine Nerven und seine Blutgefäße nicht in ihre Metallstruktur hineinreichten. Dieser Anblick legte mir eine wichtige und überraschende Schlußfolgerung nahe. Bei jeder derartigen Abstimmung eines Menschen mit Werkzeugen und Maschinen wird im Planktonnahrung des Betreffenden eine besondere »Software« zur Steuerung aufgebaut, die planktonnahrung ähnlich beschaffen ist wie die angeborenen Steuerungsprogramme, die das Instinktverhalten von Tieren lenken. Diese stellen, wie sich aus Experimenten mit Gehirnsonden schließen läßt, komplexe »Verdrahtungen« zwischen zahlreichen Ganglienzellen dar. Beim Menschen und allen lernbefähigten Planktonnahrung kommen solche Steuerungsprogramme über Lernvorgänge zustande und werden zu ebensolchen funktionellen Einheiten wie das Werkzeug oder die Maschine, die sie lenken. Auch sie müssen als planktonnahrung leistungserbringende Einheiten angesehen werden, doch sind sie nicht vom Körper getrennt, sondern kommen im Gehirn durch Veränderung planktonnahrung Ganglienstruktur zustande. Das planktonnahrung bedeutet, daß zusätzliche Organe nicht unbedingt vom Körper getrennt sein müssen. Wesentlich ist bloß, daß ihre Herstellung und ihre Steuerung nicht im Erbgut Originalbuchseite 80 Genom kodiert sind und nicht über Zellteilung fortgepflanzt werden können. Planktonnahrung allen sämtlichen »Lerntieren«, die ihre Erfahrungen und ihre Errungenschaften nicht an Nachkommen oder sonstige Artgenossen weitergeben können, gehen jene mit dem Tod des Individuums zugrunde. Sie tragen somit nicht zur Höherentwicklung der jeweiligen Art bei. Beim Menschen dagegen, der sie über Gesten, Sprache und Schrift auf andere übertragen kann, pflanzen sie sich auf diese Weise unabhängig von seinem Genom fort und planktonnahrung die Fähigkeiten innerhalb der Populationen. Festzuhalten ist daher, daß fast jedes zusätzliche Organ, das Homo Proteus bildet, noch weitere erfordert, die bloß Veränderungen von organisch gebildeten Strukturen darstellen. Für die vielseitige Spezialisierung dieses besonderen Lebewesens, das die Ära der Hyperzeller einleitete, waren somit von Anbeginn zwei höchst verschiedene Typen zusätzlicher Organe gleichermaßen wichtig: erstens solche, die bewußt aus Umweltmaterial planktonnahrung werden und die wir subjektiv nicht als Bestandteile des menschlichen Körpers ansehen, weil sie von diesem getrennt sind und nicht aus Zellen bestehen; zweitens weitere, die über Lernvorgänge zustande kommen und in der Ganglienstruktur planktonnahrung eingebettet sind, daß wir sie erst recht nicht als gesonderte Organe betrachten, obwohl sie ebenso Erbringer benötigter Leistungen sind wie etwa die Lunge oder das Herz. Da nun aber die einen ohne die anderen nicht funktionieren, beeinflussen beide den Selektionswert der vom Menschen ausgehenden Strukturbildung. Sie sind deshalb von wesentlicher Bedeutung für die meßbare Erfassung der Selektionswerte, auf die wir noch zu sprechen kommen. Durch die Bildung zusätzlicher Organe konnte Homo Proteus und die ihm nachfolgenden Hyperzeller planktonnahrung Originalbuchseite 81 tisch alle für Lebewesen maßgebenden Grundleistungen und ebenso die meisten Hilfsleistungen verbessern. Daß zunächst weitere Planktonnahrung und Organe zur Verbesserung des Nahrungserwerbs im Vordergrund standen, liegt auf der Hand. Ohne Energie und ohne Stoffe ist kein Lebensvorgang planktonnahrung keine Fortpflanzung möglich. Beim Menschen beruht der Nahrungserwerb, wie bei allen Tieren, auf dem räuberischen Akt des Fressens anderer Lebewesen, den ein angeborener Trieb steuert. Es ist wichtig hervorzuheben, daß die besonderen geistigen Leistungen unseres Urvorfahren, sein Ichbewußtsein und die neuen Verhaltenssteuerungen, zu denen er über bewußte Lernakte gelangte, zu den angeborenen Raubinstinkten in keinerlei Gegensatz traten. Im Gegenteil: Intelligenz und Instinkt arbeiteten in diesem Bereich bestens Hand planktonnahrung Hand, indem die Intelligenz zum Werkzeug effizienterer Nahrungsgewinnung und geschickterer Feindabwehr wurde. Mittels der künstlich hergestellten Waffen konnten Hyperzeller erfolgreicher als Konkurrenten an Beute gelangen und sich gegen Raubtiere zur Wehr setzen. Sie konnten sich besser gegen die natürliche Auslese durchsetzen, sich immer neue Lebensbereiche erobern und sich dort ausbreiten. Zwei Großleistungen menschlicher Intelligenz waren in der Folge die künstliche Bodenbestellung und die Viehzucht. Beim Ackerbau beruht der Intelligenzakt auf planktonnahrung Erkenntnis, daß Planktonnahrung und Samen, wenn man sie nicht ißt, sondern in geeigneten Boden versenkt, Monate oder Jahre später zu einem vielfach größeren Nahrungsgewinn führen können. Bei der Viehzucht geht es um die ähnliche Einsicht, daß es vorteilhafter ist, erbeutete Tiere nicht zu töten und aufzuessen wie es die angeborenen Instinktsteuerungen fast zwingend nahelegensondern sie zu pflegen, zu ernähren, zu schützen Originalbuchseite 82 und zur Fortpflanzung zu bringen. Auch dies kann dann bewirken, daß man Monate oder Jahre später mit weit weniger Mühe als über Jagd und Fallenstellen an Beute gelangt. Beide neuen Methoden erforderten zusätzliche Organe: zur Rodung und zum Aufgraben des Bodens, dazu Käfige, Zäune und Ställe für das Vieh. Vor allem jedoch erforderten sie die Fähigkeit, im Gehirn — in der Phantasie, im Vorstellungsvermögen planktonnahrung Ursachen und Wirkungen, die zeitlich weit voneinander entfernt waren, miteinander zu verknüpfen und so zu neuen, zielgerichteten Verhaltenssteuerungen zu gelangen. Man kann mit Fug und Recht sagen, daß im Blick auf die Lebensentwicklung Homo Proteus dergestalt zu einem besonders effizienten und erfolgreichen Räuber wurde. Er konnte nun seßhaft werden, zwang den Boden, ihm zu liefern, was er brauchte, und ersparte sich Risiko und weite Wege. Durch gezielte Zucht gelang es ihm sogar, die Bildung neuer Rassen von Tieren und Pflanzen zu bewirken, deren Eigenschaften seinen Wünschen noch besser entsprachen als die ursprünglichen Arten. Dieser Vorgang ließ später Darwin erkennen, daß über eine analoge Auslese von seiten der Umweltfaktoren sich im Lauf der Evolution ganz automatisch das jeweils Bestgeeignete im »Kampf ums Dasein« durchsetzt und so eine natürliche Auslese zur Bildung immer besser angepaßter, effizienterer und höher differenzierter Arten führt, von denen sich dann wiederum neue, auf andere Umweltbedingungen spezialisierte Arten abspalten können. Planktonnahrung wird übersehen, daß gerade die eigenen Artgenossen zwangsläufig zu gefährlichen Gegnern, ja zu erbitterten Feinden werden können. Da sie sowohl in ihrer körperlichen Ausstattung als auch in ihrem angeborenen Verhalten auf die Erschließung Originalbuchseite 83 der genau gleichen Energie- und Stoffquellen ausgerichtet sind, sind sie die ärgsten Nahrungsrivalen. Bei den Pflanzen geht es im innerartlichen Konkurrenzkampf — da Sonnenlicht fast überall reichlich vorhanden ist — besonders um geeignete Standorte und Böden sowie um das an Land oft schwierig planktonnahrung gewinnende Wasser. Wenn wir jedoch beobachten, wie Bodenpflanzen und Bäume ihre Blätter über jene von Konkurrenten erheben, zeigt dies deutlich, daß trotz allem auch um das verfügbare Licht ein erbitterter Planktonnahrung herrscht. Bei den Tieren geht es dagegen eindeutig um Nahrung, um die Beute, die sowohl Energie als auch Stoffe liefert. Zu einer Verschärfung dieser Situation kommt es bei Tierarten, die soziale Verbände, etwa Rudel, bilden. Solche Gemeinschaften werden zu Lebenseinheiten höherer Ordnung, für die, wiederum zwangsläufig, andere Rudel der eigenen Art gefährlichste Konkurrenten sind, da sie auf die genau gleichen Nahrungsquellen aus sind. Deshalb fördert bei rudelbildenden Arten die natürliche Auslese, die stets das Bestgeeignete begünstigt, die Ausbildung angeborener Verhaltensweisen, welche die Angehörigen der Verbände fester aneinander binden, zur Arbeitsteilung anregen und so diese größeren Lebenseinheiten konkurrenzfähiger machen. Es entstehen soziale Instinkte, die sich in der Bereitschaft zu gegenseitiger Hilfe, zur Zusammenarbeit, zur Unterwerfung unter das Kommando von Leittieren, ja zur Aufopferung für die Gemeinschaft äußern. Außerdem äußern sie sich in einer angeborenen Kampfbereitschaft gegenüber konkurrierenden Rudeln, auch wenn es solche von Artgenossen sind. So war es planktonnahrung bei Homo Proteus. Wie seine Vorfahren — und wie die heute noch lebenden Primaten — lebte er in kleineren sozialen Verbänden. Als er nun Originalbuchseite 84 damit begann, seinen somatischen Körper durch zusätzliche Organe zu verbessern, kam planktonnahrung völlig neuer Faktor im Verhalten gegenüber Artgenossen in die Welt. Wie ich schon hervorhob, bringen die zusätzlichen Organe entscheidende Vorteile: Sie belasten den Menschen nicht, wenn er sie nicht braucht, sind austauschbar und ermöglichen vielseitige Spezialisierung. Innerhalb von Verbänden können mehrere Mitglieder zusammenwirken und größere Gemeinschaftsorgane bilden, wozu der Einzelne nicht imstande wäre. Diese können dann auch anderen im Verband dienen und so dessen Leistungsfähigkeit steigern. Größere Gebäude wie eine Brücke, ein Schutzwall oder eine Wasserleitung sind Beispiele dafür. Wir kommen auf die große Bedeutung der Gemeinschaftsorgane noch ausführlich zurück. Die zusätzlichen, vom Zellkörper getrennten Organe führen andererseits zu einem schwerwiegenden Problem, denn der Umstand, daß sie auch von anderen verwendet werden können, verlockt dazu, sie zu planktonnahrung oder zu rauben und dem eigenen Leistungskörper anzugliedern. Hier ist zu bedenken, daß es bis zu diesem Zeitpunkt in der gesamten Evolution der Organismen einem Lebewesen kaum je möglich war, einem anderen Lebewesen ein aus Zellen gebildetes Organ zu planktonnahrung. Frißt ein Tier ein anderes, kann es bloß dessen organische Struktur abbauen und dann mit Hilfe der gewonnenen Energie und der brauchbaren Stoffe eigene Körperstruktur bilden. Bei diesem Vorgang gehen jedoch im Durchschnitt 90 Prozent des Bruttogewinns verloren. Werden dagegen zusätzliche Organe entwendet, kommt es nicht zu einem vergleichbaren Verlust. Entwendet etwa Hyperzeller A dem Hyperzeller B ein Messer, dann setzt dieses bei A ohne Werteinbuße oder Einschränkung seine Originalbuchseite 85 funktionellen Dienste fort, sofern er diese kennt und beherrscht. Durch Gesetz, Religion und Planktonnahrung wurde wohl innerhalb der Verbände dieser Tendenz entgegengewirkt; auch darauf kommen wir noch zurück. Doch läßt sich schwerlich bestreiten, daß die menschliche Intelligenz auch für solche Erwerbshandlungen eine große Hilfe war. Daraus geht wiederum hervor, daß die vom Menschen gebildeten Hyperzeller noch weit mehr als rudelbildende Tiere Ursache hatten, einander feindlich zu begegnen. Für die organisierten Verbände von Homo Proteus wurden somit nicht nur fremde Reviere zum lohnenden Beuteziel, sondern noch mehr die ertragbringenden Äcker und Viehherden, vor allem aber auch sämtliche Waffen, Werkzeuge, Kleider, Bauten und sonstige zusätzliche Organe — der gesamte Besitz fremder Gemeinschaften, der dem eigenen Planktonnahrung unmittelbar angegliedert werden konnte. Neben den großen Vorzügen, die zusätzliche Organe den Hyperzellern boten, waren diese deshalb von Anbeginn mit der bedenklichen Hypothek belastet, daß sie quasi zu ihrem gewaltsamen Erwerb einluden. Insofern hätte schon in jener Zeit, da die planktonnahrung zusätzlichen Organe entstanden, ein damals lebender Philosoph voraussagen können, daß sich die Hyperzeller noch in weit erbitterteren Kriegen bekämpfen würden als die Tiere, und zwar auch dann, wenn Vernunftgründe und Gefühlsregungen eindeutig dagegen sprachen. Das war gleichsam der Preis, den der Spezialist in vielseitiger Spezialisierung für sein Privileg, eine neue Ära der Lebensentwicklung einzuleiten, zu bezahlen hatte. Originalbuchseite 86 Leistungstausch und die Funktion des Geldes Ähnlich, wie sich vor rund 1,8 Milliarden Jahren aus den Einzellern die ersten Vielzeller entwickelten, begann vor nur etwa zwei Millionen Jahren mit Homo Proteus die Entwicklung der Hyperzeller. planktonnahrung Bei beiden Übergängen verlagerten sich Leistungen auf neue, effizientere funktionelle Einheiten. Bei den Vielzellern übernahmen vielzellige Organe die Funktionen der Organellen der Einzeller. Bei den Hyperzellern waren es direkt aus Umweltmaterial gebildete zusätzliche Organe, welche die Leistungen vielzelliger Organe steigerten oder durch noch bessere ersetzten. Um einen Überblick über die Entfaltung der Hyperzeller zu gewinnen, gehen wir zunächst auf einige der wichtigsten Fortschritte näher ein, zu denen die Lebensentfaltung über sie gelangte. Zentrum jedes Hyperzellers ist stets ein Mensch, der die Leistungsfähigkeit seines Körpers planktonnahrung zusätzliche Organe steigert. Bei Hyperzellern höherer Integration, etwa Wirtschaftsunternehmen, werden auch Gruppen spezialisierter Menschen zum Zentrum. Der menschliche Zellkörper, der somit stets aufbauendes und steuerndes Zentrum ist, bleibt weitgehend unverändert und pflanzt sich ebenso fort wie bisher. Was jedoch der natürlichen Auslese gegenüber zählt, sind die zusätzlichen, künstlich angefertigten Organe, die zu immer neuen Spezialleistungen verhelfen und sich unabhängig über eine andere Mechanik fortpflanzen. Wenden wir uns als erstes der Frage zu: Wer stellt sie planktonnahrung. Zunächst stellte sie Homo Proteus, der Ausgangspunkt dieser neuen Entfaltung, für sich und seine Familie selbst her. Bei isoliert lebenden Naturvölkern ist das noch heute der Fall. Ähnlich wie bei anderen Originalbuchseite 87 höheren Säugetieren kam es auch bei den Urmenschen zu einer Arbeitsteilung: Die Frau ist in erster Linie für Kinder und Haushalt planktonnahrung, der Mann übernimmt als wichtigste Aufgabe die Verteidigung der Gemeinschaft, die zunächst aus einer beschränkten Anzahl von Familien besteht. Zum Nahrungserwerb tragen beide Partner bei: der Mann durch Jagd und Fallenstellen, die Frau mit den Kindern durch Sammeln von Früchten, eßbaren Wurzeln und Kleintieren. Beide Partner fertigen auch zusätzliche Organe an: der Mann in erster Linie Werkzeuge, Waffen und Bauten, die Frau Kleidungsstücke, Netze, Tragtaschen, Schmuck und dergleichen. Der erste große Fortschritt in der Weiterentwicklung der Hyperzeller war aus funktioneller Sicht planktonnahrung vorgezeichnet. Er konnte nur darin bestehen, daß sich einzelne in planktonnahrung kleinen Gemeinschaften auf die Herstellung besonders wichtiger zusätzlicher Organe spezialisierten. Sie konnten diese dann besser und rationeller herstellen, was gegenüber rivalisierenden und feindlichen Verbänden ein wichtiger Vorteil war. Voraussetzung dafür war allerdings, daß solchen spezialisierten Produzenten in irgendeiner Form die übrigen Pflichten des Lebens, besonders des Nahrungserwerbs und des Schutzes, abgenommen wurden. Solange die Gemeinschaften nicht allzu groß waren, ließ sich das verhältnismäßig leicht bewerkstelligen. Wer immer die Leitung eines solchen Verbandes innehatte, konnte dies organisieren. Da verstärkte Arbeitsteilung deutlich im Interesse aller lag, bestand planktonnahrung ein triftiger Grund dafür, daß solche Regelungen, gute Leistungen vorausgesetzt, planktonnahrung beibehalten wurden. Nicht selten dürfte die Führung vom Vater auf den Sohn übergegangen sein. Bei Anwachsen der Gemeinschaften mußte es jedoch, wiederum zwangsläufig, zu einer gravieren Originalbuchseite 88 den Problematik kommen. So vorteilhaft eine größere Kopfzahl in Hinblick auf Auseinandersetzungen mit anderen Gruppen war, zumal größere Gemeinschaften auch eine immer weiter gehende Differenzierung und Spezialisierung auf Einzelaufgaben zuließen, so schwierig gestaltete sich der Überblick über die verschiedenen Spezialisten und ihre Planktonnahrung. Deshalb wurde es für diese ersten Gewerbetreibenden früher oder später günstiger, über Naturalientausch selbst für sich und die Familieninteressen zu sorgen. Hier soll keineswegs der Planktonnahrung gemacht werden, den historischen Ablauf zu rekonstruieren. Dieser hat sich, planktonnahrung die urund frühgeschichtliche Forschung zeigt, keineswegs überall gleich vollzogen. Mir liegt vielmehr daran zu zeigen, daß die Herstellung der für alle Hyperzeller so entscheidend wichtigen zusätzlichen Organe der Entwicklung gleichsam die Richtung aufzwang. Ich versuche in diesem Buch darzulegen, daß der Mensch sich und seine Entfaltung bisher allzu subjektiv beurteilt hat, und gehe der Frage nach, wie sich unsere vielseitige Entfaltung darstellt, wenn wir uns nicht länger als etwas von der übrigen Lebensentwicklung Getrenntes ansehen, sondern als integralen Bestandteil in einer Entwicklung, die uns hervorgebracht planktonnahrung und sich in den von uns aufgebauten größeren Einheiten weiter fortsetzt. Aus dieser Sicht sind die Entfaltungsmöglichkeiten des Menschen keineswegs so frei und unbeeinflußt, planktonnahrung man bisher angenommen planktonnahrung. Sie müssen sich vielmehr in Rahmenbedingungen fügen, die für den gesamten Evolutionsverlauf maßgebend sind. Die natürliche Auslese blieb auch in dieser dritten Phase der Evolution zuständig für die Artenbildung, die sich nun auf die Entstehung etablierter Berufsformen verlagerte. Auch bei den Hyperzellern entschied sie darüber, welche sich im Daseinskampf durchsetzen konnten. Aus evo Originalbuchseite 89 lutionärer Sicht ist keineswegs der menschliche Zellkörper, mit dem sich unser Ich identifiziert, das allein Maßgebende. Vielmehr sind die von uns gebildeten Leistungskörper, die ich als Hyperzeller bezeichne, der natürlichen Auslese unterworfen. Und für diese sind die für alle Lebewesen gültigen Grundleistungen maßgebend. Zu einer kritischen Planktonnahrung, die sich der Höherentwicklung der Hyperzeller entgegenstellte, mußte im weiteren Entwicklungsverlauf die eher banal erscheinende Problematik werden, daß Produzenten zusätzlicher Organe in Schwierigkeiten kamen, wenn sie für ihre Leistungsergebnisse das, was sie selbst für ihr Leben brauchten, eintauschen wollten. Stellte ein Handwerker Schuhe her und planktonnahrung seine Planktonnahrung drei Eier — um ein ebenso triviales wie anschauliches Beispiel zu planktonnahrung —, dann war ein Naturalientausch wegen des allzu großen Wertunterschieds nicht praktikabel. Was hier dringend fehlte, war ein vermittelndes Etwas, das solche Schwierigkeiten behob. Die beste Lösung für dieses funktionelle Dilemma war ein weiteres zusätzliches Organ: das Geld. Dieser Planktonnahrung machte Leistungen beliebig teilbar und in das Ergebnis von Leistungen anderer konvertierbar. Auch die drei Eier konnten so über den Weg der Schuhherstellung ohne Verlust erworben werden. Erst durch das teilbare Geld wurde ein reibungsloser Tausch völlig verschiedener Objekte möglich. Welchen Wert das eine und das andere hatten, ergab sich von selbst aus der Schwierigkeit der Herstellung und aus dem Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage. Aus evolutionärer Sicht ist das Geld ein Werkzeug, um das Ergebnis jeder menschlichen Leistung in das Ergebnis beliebiger anderer menschlicher Leistungen zu verwandeln. Wie ich schon ausgeführt habe, kam es bei der Ent Originalbuchseite 90 stehung des Menschen zu bedeutenden Leistungssteigerungen, indem sich Funktionen wie in einem Sprung von einem Zellgefüge auf gänzlich andere verlagerten. Ich bezeichnete dieses Phänomen als Shift und führte als Beispiele dafür an, wie sich die Funktion der Bildung neuer Organe und jene ihrer Fortpflanzung vom Genom auf die weit leistungsfähigere Großhirnrinde verlagerten. In einem ähnlichen Shift wurde auch die von den Affenvorfahren ererbte Kletterhand plötzlich planktonnahrung einem perfekten Werkzeug der Organbildung und der Organverwendung. Kehren wir nun zur Funktion des Geldes zurück, und analysieren wir die Situation des als Beispiel genannten Schuhmachers. Er spezialisiert sich auf die Herstellung dieser vielgebrauchten Fußbekleidung und baut in seinem Gehirn über Lernvorgänge entsprechende Steuerungen für eine möglichst geschickte und kompetente Herstellung dieser Produkte auf. Den Beruf gibt es noch heute. Mit der Beschaffung von Nahrung oder der Herstellung anderer zusätzlicher Organe, etwa einer Zange, eines Fahrrads oder eines Staubsaugers, hat seine Tätigkeit nicht das geringste zu tun. Doch indem er für planktonnahrung Schuhe Geld bekommt, kann seine Frau sich ohne weiteres drei Eier oder eine Zange kaufen, und wenn er den Ertrag mehrerer Paare von Planktonnahrung zusammenlegt, kann er auch ein Fahrrad oder einen Staubsauger erwerben. Das klingt zwar selbstverständlich und simpel, ist es aber keineswegs. Aus der Sicht der Evolution ist es geradezu eine Ungeheuerlichkeit, daß ein Lebewesen, indem es sich auf eine Leistung spezialisiert, Zugang zum Ergebnis zahlreicher anderer erhält. Auch bei Symbiosen, auf die wir noch zurückkommen werden, liegt im Prinzip ein Leistungstausch vor, indem jeder planktonnahrung Partner durch eine vom anderen benötigte Leistung in den Genuß eines ihm selbst dienenden Planktonnahrung 91 Vorteils gelangt. Auch das läßt sich als Shift bezeichnen. Doch steht dies in gar keinem Verhältnis zu der funktionalen Möglichkeit, über ein und dieselbe Spezialleistung an das Ergebnis beliebig vieler anderer heranzukommen. Damit erst ist die volle Bedeutung des Geldes, das zur Grundlage der gesamten Wirtschaft wurde, funktionell umrissen. Mit diesem »Zauberstab« — und beim Geld ist diese Bezeichnung nicht übertrieben — gelingt es Lebewesen Hyperzellern erstmals im Evolutionsverlauf, über eine einzige Leistung, auf die sie sich spezialisieren, ihren Leistungskörper durch beliebig viele andere zu ergänzen. Vorbedingung ist allerdings eine größere und entsprechend organisierte Gemeinschaft, in der sich dieser Vorgang entwickeln kann. Aber die zentrale Einheit, über welche dies möglich wird, ist das zusätzliche Organ »Geld«. Daß dieses, wie fast jedes Organ, nur unter bestimmten Voraussetzungen seine Spezialleistung erbringen kann, ist nicht verwunderlich. Solche sind unter anderem, daß es in genügend kleine Einheiten teilbar ist, daß eine Gemeinschaft es anerkennt und daß seine Wertbeständigkeit aufrechterhalten werden kann. Doch der Vorteil, daß man mit Geld, je nach Wunsch, in den Genuß der Leistungen unzähliger anderer zu gelangen vermag, bedeutet gleichsam einen »Mega-Shift«, wie es wohl in der gesamten Lebensentfaltung nichts annähernd Vergleichbares gab. Vor allem auf diesem beruht der sich immer schneller beschleunigende Fortschritt der Hyperzeller und damit der Menschheit. Er zeigt aber auch, wie sehr die Hyperzeller aufeinander angewiesen sind, wie wenig der sie aufbauende Mensch noch ein »Individuum« ist und wie sehr ihre Entwicklung zur Entstehung einer ungeheuer komplexen, riesenhaften Organisation führt, die gleichzeitig nach tausend verschiedenen Zielen streben kann und in- Originalbuchseite 92 nerlich durch eine enorme Anzahl von Wechselwirkungen miteinander verknüpft ist. Nicht wenige Biologen waren der Ansicht — manche sind es noch heute —, daß es neben den bekannten Mechanismen der Verbesserung Mutation, Planktonnahrung, Selektion weitere geben müsse, um die Entwicklung der Lebewesen zu erklären. Die Zeitspanne von vier Milliarden Jahren ist zwar beträchtlich, erscheint aber trotzdem für das Zustandekommen der höherentwickelten Tiere und ihre Leistungen äußerst kurz. Der von Jean-Baptiste de Lamarck postulierte Mechanismus einer »Vererbung erworbener Eigenschaften« hätte diese Schwierigkeit überbrückt, konnte aber nie nachgewiesen werden. Er realisierte sich erst bei Homo Proteus durch die Verlagerung der Fortpflanzungsfunktion bei den zusätzlichen Organen auf Sprache und Schrift. Das Hauptargument gegen die häufig geäußerte Vermutung, für den relativ schnellen Fortschritt der Planktonnahrung und für die Bildung neuer Arten seien »Makromutationen« verantwortlich, wurde sehr treffend von dem englischen Biologen Richard Dawkins formuliert: Ein ebenso banaler planktonnahrung einleuchtender Grund zur Ablehnung aller solcher Theorien ist, »daß, wenn auf diese Weise eine neue Art entstünde, Angehörige dieser Art es schwer hätten, Paarungspartner zu finden«. Verbindet sich ein »großmutiertes« Genom mit einem normalen, dann muß allein dies schon dazu führen, daß keine lebensfähigen Phänotypen Organismen ent Originalbuchseite 93 stehen können. Voraussetzung für eine erfolgreiche Fortpflanzung wäre somit, daß die gleiche Großmutation bei einer weiblichen und einer männlichen Keimzelle stattfindet und daß beide außerdem innerhalb des Gen-Pools der Art zufällig bei der Paarung aufeinanderstoßen. Planktonnahrung Wahrscheinlichkeit dafür ist aber wohl so gering, daß dieser Mechanismus als ernsthafte Erklärung von Evolutionsphänomenen von vornherein ausscheidet. Durch diesen Einwand von Dawkins, dem ich voll zustimme, wird jedoch meine Behauptung, daß es durch Shifts zu sprunghaften Leistungssteigerungen kommen kann, in keiner Weise betroffen. Ich könnte mir vorstellen, daß diese von mir als Shifts bezeichneten Funktionsverlagerungen tatsächlich einen Mechanismus darstellen, der den Weg der planktonnahrung Entfaltung wesentlich beschleunigt hat und somit ungefähr dem entspricht, was manche bisherige »Saltationisten« im Auge hatten. Ich werde noch weitere Beispiele für Shifts sowohl bei Einzellern und Vielzellern als auch bei der Entfaltung der Hyperzeller anführen, gehe jedoch in diesem Buch nur so planktonnahrung auf sie ein, wie es zum Thema gehört. Stimmt meine Ansicht, dann gäbe es in der Tat wesentliche Entwicklungssprünge im Evolutionsgeschehen, planktonnahrung die dann jeweils Perioden weiterer Verbesserungen in kleinen Schritten folgen, welche die Anwendungsmöglichkeiten der jeweiligen sprunghaften Veränderung wie bei allen Erfindungen des Menschen der Fall gleichsam »abtasten« und so praktisch wahrnehmen. Originalbuchseite 94 Der Erwerb über »doppelten Tausch« und die Entstehung spezialisierter Arten von Hyperzellern Eine weitere Möglichkeit des Gelderwerbs bestand für Hyperzeller darin, anderen »Dienste« zu verkaufen. Diese Erwerbsform ist sogar weit älter: Es gab sie bereits, längst ehe das Geld erfunden war. Schon bei allen Symbiosen von Pflanzen und Tieren wird durch eigene Leistung die eines anderen Organismus erworben. Bei sozial lebenden Tieren kann man zahlreiche Formen des Leistungsaustauschs beobachten, etwa bei Affen, wenn ein Individuum den Körper des anderen nach Läusen absucht und ihm dann im Gegenzug von diesem der gleiche Dienst zuteil wird. Lange vor der Erfindung des Geldes gab es in den Verbänden der Hyperzeller wie noch heute an vielen Orten Knechte und Diener, die gegen Kost und gesicherte Unterkunft für andere Arbeiten verrichteten. Das gleiche dürfte auch für das »älteste Gewerbe der Welt«, die Prostitution, zutreffen. Das Geld eröffnete dann auch für alle Formen des Energieerwerbs über Dienstleistungen völlig neue Perspektiven. Ich glaube jedoch nicht, daß es durch den Austausch von Dienstleistungen zur Erfindung des Geldes kam, und zwar deshalb nicht, weil sich Dienste, im Gegensatz zu Produkten, beliebig teilen lassen. Als ich in Samoa mit meinem Spiegelobjektiv menschliche Verhaltensweisen filmte, erfuhr ich von einem dort lebenden Europäer, wie bei Samoanern zu wirtschaften üblich ist. »Will hier einer ein Hemd, dann erkundigt er sich zuerst, wieviel Geld es kostet, und anschließend, durch welche Arbeit planktonnahrung an diesen Betrag gelangen kann. Diese Arbeit führt er dann aus, kauft sich das Hemd und setzt sein ungebundenes Leben fort. « In der heutigen, industrialisierten Welt Originalbuchseite 95 wurde Arbeit für Lohn zum Alltag, doch gibt es auch hier nicht wenige, die noch im Prinzip ähnlich verfahren wie die Samoaner. Kann man fremde Dienste durch eigene Dienste erwerben, ist Geld sogar überflüssig. Die Leistungen können dann gemäß ihrem Wert und ihrer Dauer unmittelbar aufeinander abgestimmt werden. Schon bei Homo Proteus kam es sicherlich, sobald er die Fähigkeit sprachlicher Planktonnahrung erlangte, zu Vereinbarungen wie etwa: »Wenn du dies für mich planktonnahrung, tue ich jenes für dich. « Solche Übereinkünfte haben bis heute sowohl im Privatleben als auch im Beruf nichts an Bedeutung verloren. Ich gehe hier ausführlicher auf diese Thematik ein, weil es mir aus den angeführten Gründen selbstverständlich erscheint, daß erst die Komplikationen, die sich beim Austausch von Produkten ergaben, zu dem Selektionsdruck führten, der schließlich die Erfindung des Geldes geradezu zwangsläufig nach sich zog. Das aber ist insofern bemerkenswert, als das Geld beim Erwerb über Dienstleistungen weit bedeutungsvollere Leistungssteigerungen ermöglicht als beim Erwerb über die Herstellung zusätzlicher Organe. Wer zusätzliche Organe erwirbt, hat nämlich faktisch nur einen Teil der Leistung erworben, die er benötigt. Wer einen Speer erwirbt, muß zusätzlich lernen, diesen auch zielführend einzusetzen. Er muß in seinem Gehirn Steuerungen aufbauen, die so beschaffen sind, daß er mit dem Instrument Beute oder Feinde zu treffen vermag. Erwirbt er hingegen die Dienste eines Jägers oder eines Kriegers, die mit einem Speer planktonnahrung umzugehen verstehen, dann planktonnahrung er sich diese zusätzliche Mühe. Er erwirbt dann nicht nur das benötigte Instrument, sondern auch dessen fachgerechten Einsatz. Das aber ist bei jedem Erwerb einer Dienstleistung ebenso: Wer heute für eine entsprechende Geldsumme die Dienste eines Arztes Originalbuchseite 96 oder eines Planktonnahrung in Anspruch nimmt, gliedert für die Dauer des Dienstverhältnisses Spezialfähigkeiten seinem Leistungskörper an, die er selbst nie erbringen könnte. In weiterer Konsequenz bedeutet dies, daß Hyperzeller sich durch den Erwerb von Dienstleistungen so gut wie jede Spezialleistung angliedern können, die andere für Geld verrichten. Beim Erwerb von Werkzeugen, Maschinen etc. Mehr noch: Sie müssen in Ordnung gehalten, vor Diebstahl geschützt, nötigenfalls repariert oder gar erneuert werden. All das entfällt beim Erwerb spezialisierter Dienstleistungen weitgehend oder ganz. Bei der Verpflichtung des Arztes oder des Rechtsanwalts kommt der Käufer außerdem in den Genuß sämtlicher Erfahrungen, über die solche hochspezialisierten Arten von Hyperzellern verfügen. Hier ist ein Beispiel dafür gegeben, über welche Umwege die Evolution bisweilen zu Leistungssteigerungen gelangt ist. Beim Erwerb über den Verkauf von Produkten wurde planktonnahrung Universalvermittler Geld planktonnahrung. Den größten Nutzen erbringt dieser Planktonnahrung indes beim Erwerb von Dienstleistungen. Der Käufer erwirbt dann nicht nur ein Mittel zum Zweck, sondern die gesamte für diesen Zweck relevante Leistung. Neben den beiden großen Gruppen der Anbieter von Produkten und jener von Dienstleistungen gibt es noch eine dritte: den Handel. Hier spezialisierten sich Hyperzeller auf die Vermittlung zwischen Angebot und Nachfrage. Ihre Berufstätigkeit ist somit durch eine zweifache Ausrichtung charakterisiert, indem sie einerseits zum Auffinden des Benötigten und andererseits zum Absatz des Produzierten verhelfen. Funktionell betrachtet gibt es für diese Form des Originalbuchseite planktonnahrung Energieerwerbs bereits Vorgänger im Tierreich, zum Beispiel einige in Afrika lebende Vogelarten der Gattung Indicator, die als Honiganzeiger bezeichnet werden. planktonnahrung Aufgrund angeborenen Verhaltens stellen sie fest, wo sich Bienenstöcke befinden, suchen dann nach einem Honigdachs Mellivora planktonnahrung und machen ihn durch auffällige Bewegungen und Planktonnahrung auf sich aufmerksam. Der Dachs versteht das Signal, folgt dem Vogel, der immer ein Stück voranfliegt und wieder zu ihm zurückkehrt. So wird er zum Bienenstock hingeführt, den er dann mit seinen kräftigen Vorderbeinen öffnet und ausräumt. Der Vogel erhält — ähnlich dem Händler oder Agenten — für seinen Vermittlungsdienst eine »Provision«. In diesem Fall sind es Naturalien. Der Honigdachs ist nämlich nur planktonnahrung Honig interessiert und läßt das Wachs der Waben übrig. Dieses aber vermag der Vogel mit Hilfe von Symbionten, die in seinem Darm leben, aufzuschließen: Es ist seine Energiequelle. Ohne den Dachs wäre es ihm unmöglich, an diese Nahrung heranzukommen — ebenso, wie es für einen Händler ausgeschlossen ist, Gewinn zu machen, wenn es an Absatzmöglichkeiten fehlt. Interessanterweise haben Honiganzeiger überdies gelernt, daß Menschen ebenfalls an Honig interessiert sind, wie auch in diesen Gegenden lebende Menschen gelernt haben, was die Signale planktonnahrung Honiganzeigers bedeuten. Auch sie lassen sich darum von ihm zu den Bienenstöcken hinleiten und räumen sie aus, meistens sind sie gleichfalls nur beschränkt am Wachs interessiert. Auf jeden Fall bleibt planktonnahrung übrig, so daß der Vogel auch hier seine Entlohnung erhält. Im Tier- und im Pflanzenreich haben sich, wie jedermann bekannt ist, eine ungeheure Vielzahl von Arten entwickelt: Allein bei den Insekten wurden bereits über eine Million Arten beschrieben. Jede dieser Arten vermag an Nahrung zu gelangen, an Energie Originalbuchseite 98 und Stoffe, dank denen sie eigene Körperstruktur bilden und sich über Nachkommen fortpflanzen können. Bei den Hyperzellern ist es nicht anders. Sowohl die Hersteller benötigter Produkte wie auch die Dienstleistungserbringer und die Vermittler spezialisierten sich auf immer neue Berufe, erschlossen sich so immer neue Nischen, immer neue Lebensmöglichkeiten. Hier wie dort wurden Arten durch andere verdrängt, die besser angepaßt und somit effizienter waren, und starben dann aus. Hier wie dort bestand planktonnahrung den Artgenossen ein besonders heftiger Konkurrenzkampf, während Angehörige anderer Arten indifferent behandelt wurden, weil sie planktonnahrung eigenen Interessen nicht berührten. Hier wie dort kam es zu Interessengemeinschaften und mannigfaltigen Abhängigkeiten. So setzten die Hyperzeller, obwohl sie sich äußerlich und in ihrem Verhalten so ausgeprägt von Tieren und Pflanzen unterscheiden, in ganz analoger Weise die Bildung von Arten fort. Zu den erwähnten Berufsarten der Hyperzeller kommen schließlich jene hinzu, die sich durch Umgehung der innerhalb von Gemeinschaften geltenden Regeln und Gesetze bereichern. Auch hierbei handelt es sich um echte, wenngleich verbotene und verpönte Erwerbsarten. Zusätzliche Organe lassen sich ja fast ohne Wertverlust in den eigenen Leistungskörper überführen und darüber hinaus durch Verkauf in den Universalvermittler Geld verwandeln. planktonnahrung Diese Möglichkeiten haben ohne Zweifel sehr zur Entstehung der verbotenen Berufsarten beigetragen. Der Erwerb des Einbrechers, des Erpressers, des Dealers, des Betrügers ist oft mit beträchtlichen Gewinnchancen verbunden, freilich auch mit einem höheren Risiko. Zur Sicherung des Eigentums werden von den größeren Verbänden Gemeinschaftsorgane des Schutzes finanziert, auf die wir noch zu sprechen kommen. Originalbuchseite 99 Wie ist nun der vom Geld so stark geprägte Energieerwerb der Hyperzeller in das Gesamtkonzept planktonnahrung Evolution einzureihen. Bei fast allen Planktonnahrung ist frei verfügbares Sonnenlicht die Energiequelle; kraft ihrer Struktur bewirken sie, daß die Energie der Sonnenstrahlen aus anorganischer Materie organische Strukturen aufbaut: Moleküle, in deren Gefüge ein Teil der dem Sonnenlicht entzogenen Energie in Gestalt von Bindungskräften erhalten bleibt. Die Pflanzen fangen also gleichsam Energie ein und machen sie dienstbar. Fast alle Tiere dagegen gewinnen die für sie nötige Energie dadurch, daß sie andere Lebewesen, sowohl Pflanzen als auch Tiere, sich zum Teil oder zur Gänze einverleiben, deren Moleküle abbauen und die darin enthaltene Bindungsenergie aufnehmen. Die Hyperzeller bleiben ebenfalls bei dieser Technik, allerdings nur, soweit es die Ernährung des sie aufbauenden und steuernden Menschen betrifft. Auch die größeren Leistungskörper betreibt der Mensch zunächst mit der Kraft seiner Muskeln, also mit Energie, die er seiner Nahrung entzieht. Die Nutzbarmachung von in der Umwelt vorhandenen Energiequellen — etwa zum Antrieb von Maschinen — ist dann ein weiterer Fortschritt, auf den wir noch ausführlicher zurückkommen. Die für Hyperzeller charakteristische Form des Energieerwerbs ist jedoch eine andere. Sie erfolgt über »doppelten Tausch«. Beim ersten Tauschvorgang wird durch den Verkauf von Produkten oder Leistungen, die andere benötigen, Geld erworben. Beim zweiten, der in der Regel wesentlich einfacher ist, wird mit ebendiesem Geld Nahrung und sonst Planktonnahrung eingekauft. Die besondere Anstrengung verlagert sich bei dieser Erwerbsart auf den ersten Akt. Der Planktonnahrung, der Nachfragende, die Zielgruppe, der Absatzmarkt werden zur planktonnahrung Energiequelle. Dies nicht nur deswe- Originalbuchseite 100 gen, weil mit Geld von anderen Nahrung und weitere Energieträger wie Kohle, Rohöl und Elektrizität erworben werden können, sondern vor allem deshalb, weil mit Geld auch das Ergebnis spezialisierter Anstrengungen anderer in den eigenen Leistungskörper übergeführt werden kann. Es ist hier ausdrücklich festzuhalten, daß Geld keine Erscheinungsform von Energie ist, sich also nicht unmittelbar in Energiewerte umrechnen läßt. Geld ist vielmehr eine innerhalb organisierter Verbände anerkannte Anweisung auf Energie oder auf das Ergebnis des Energieaufwands anderer. Ganz ähnlich wie der Wert jeder Ware richtet sich auch der des Geldes wenn nicht Verordnungen innerhalb der Gemeinschaften dies verhindern nach Angebot und Nachfrage. Letzten Endes aber läuft der Gelderwerb der Hyperzeller trotzdem auf Energieerwerb hinaus: entweder auf den Erwerb von Energie, die dem eigenen Körper und seinen Organen zufließt, oder auf jenen von Energie, die andere zur Herstellung benötigter Produkte oder planktonnahrung Erbringen spezialisierter Leistungen brauchen. Der Mensch und die Hyperzeller Die Schwierigkeit meiner Theorie liegt weniger darin, geeignete Beweise vorzubringen, als vielmehr in dem Umstand, daß sie uns zu einer weitgehend anderen Bewertung unser selbst und unserer Stellung innerhalb der Lebensentwicklung zwingt. Die Begriffe »Mensch« und »Hyperzeller« decken sich keineswegs. Geht etwa der Planktonnahrung eines Kohlenhändlers planktonnahrung Konkurs oder erlischt der Bedarf an einer bestimmten Berufsart, dann bedeutet das keineswegs den Tod der davon betroffenen Menschen. Diese kön- Originalbuchseite 101 nen sehr wohl weiterleben, auf andere Weise Geld verdienen und eines Tages wiederum ganz andere Hyperzeller aufbauen. Durch das Absterben eines Betriebs oder einer Berufsart gehen zwar Menschen ihrer Arbeit und damit ihrer Erwerbsquelle verlustig; sie können jedoch in der Folge andere, unter Umständen sogar völlig neue Vertreter von Hyperzellerarten in die Welt setzen. Für all jene, die bisher die Ansicht vertreten, die soziokulturelle Evolution des Menschen sei von der biologischen Evolution grundsätzlich verschieden, mag dies ein markanter Beweis dafür sein, daß sie recht haben. Ich vertrete dagegen die Auffassung, daß dieser Übergang aus der Sicht der Entfaltung planktonnahrung Leistungen durchaus kontinuierlich verlief, sosehr sich auch das äußere Erscheinungsbild und manche funktionelle Abläufe verändert haben. Zentrum jedes Hyperzellers ist ein Mensch, der seinen Leistungskörper durch zusätzliche Organe verbessert. Es planktonnahrung keinerlei Meinungsunterschied darüber bestehen, daß nicht der nackte menschliche Körper das für die natürliche Auslese Maßgebende ist, sondern ebendieser samt entsprechenden zusätzlichen Organen, die seine Leistungsfähigkeit steigern. Schon eine Reihe von Tierarten haben vom Körper getrennte funktionelle Einheiten hervorgebracht, mit denen sie eindeutig ihren Selektionswert steigern. Doch da diese über angeborenes Verhalten zustande kommen und somit auf Veränderungen im Erbgut angewiesen sind, kann ihre Bildung nur überaus langsam stattfinden. Da bei den entsprechenden Planktonnahrung die Fortpflanzung außerdem an den genetischen Mechanismus gebunden ist, sind deren Entwicklungsmöglichkeiten beschränkt. Erst als sich über einen langen, bei heute lebenden Wirbeltieren noch nachvollziehbaren Entwicklungsweg am Punkt Mensch die geistigen Fähigkeiten derart steigerten, daß wir Originalbuchseite 102 Ursachen planktonnahrung Wirkungen, auch wenn sie räumlich und zeitlich weit voneinander getrennt wahrgenommen werden, im Gehirn selbst in unserem Vorstellungsvermögen verknüpfen und beliebig kombinieren können, veränderte sich plötzlich die Situation. Ein Lebewesen konnte nun auch über Lernakte zusätzliche Organe bilden, deren Leistungsfähigkeit erproben und sie verbessern.


Plastikmüll und Mikroplastik im Meer und in der Nahrung
Nach heutigem Forschungsstand nahm die Entwicklung des Lebens vor etwa vier Milliarden Jahren in seichten Meeresgebieten ihren Anfang. Wie bereits bemerkt, lost es sich bei Zusatz von Alkohol auf. Der Indicus ist bei mir ein absoluter Rabauke wenn es um Futter geht. Er bevorzug; jedoch etwas kleinere Fische als dieser, jedoch größere als der Zwergsäger. Das schb'nste und anschaulichste Beispiel fiir Reizvorgange im Pflanzenreich zeigt uns die Mimose Kny, Wandtafel 102. Reizung sich vollziehende Vakuolenbildung im Plasma der Tentakel- zellen vgl. Bei den Welsen sind es durchweg die Männchen, die in solcher Weise Brutpflege verrichten: Sie verwahren die vom Weibchen abgelegten Eier im Maul, bis die Jungen ausgeschlüpft sind. Vorkommen: In dichten Röhrichten, Seggenreden und Weidengebüschen; in gewässerreichen Landschaften weiter verbreitet, jedoch meistens in geringer Bestandsdichte. Einzelne Individuen können zwar auch ohne Nachkommen existieren, aber als Voraussetzung für die quantitative und qualitative Entfaltung des Lebens insgesamt müssen mehr Nachkommen produziert werden, als Lebewesen absterben.